Zusammenfassung
Antrag des Bildungs-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-337/XX-2024 – Aufwertung der Lehre auf allen Ebenen als Antwort auf den Fachkräftemangel
Berichterstatterin
Redner
- Edith Kollermann (NEOS) Tagesordnungspunkt 15 Video und Sitzungsbericht
- Georg Ecker (GRÜNE) Tagesordnungspunkt 15 Video und Sitzungsbericht
- René Pfister (SPÖ) Tagesordnungspunkt 15 Video und Sitzungsbericht – mit Abänderungsantrag
- Michael Sommer (FPÖ) Tagesordnungspunkt 15 Video und Sitzungsbericht
- René Lobner (ÖVP) Tagesordnungspunkt 15 Video und Sitzungsbericht
Abstimmung
Abänderungsantrag Abg. Pfister betreffend Bildungsfreistellung bei "Lehre mit Matura" abgelehnt: Zustimmung SPÖ, GRÜNE, NEOS, Ablehnung ÖVP, FPÖ
Antrag einstimmig angenommen
Video-Übertragung der Sitzung
Den textlichen Auszug des Sitzungsberichts finden Sie nach dem Video.
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Zweiter Präsident Waldhäusl: Wir kommen zum Verhandlungsgegenstand Ltg.-337, ein Antrag der Abgeordneten Sommer, Lobner u.a. betreffend Aufwertung der Lehre auf allen Ebenen als Antwort auf den Fachkräftemangel. Ich ersuche Frau Abgeordnete Scherzer die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatterin Abg. Mag. Scherzer(FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Landesrat! Hoher Landtag! Ich berichte zur Ltg.-337, dem Antrag betreffend Aufwertung der Lehre auf allen Ebenen als Antwort auf den Fachkräftemangel. Seit Jahren beschäftigen die österreichische und damit auch die niederösterreichische Wirtschaft der Fachkräftemangel immer stärker. Gemäß der Studie "Recruiting in Österreich – aktuelle Herausforderungen und Strategien in der Personalsuche" aus dem Jahr 2023 geben 63 Prozent der befragten Unternehmen Arbeits- und Fachkräftemangel als Herausforderung an. Für den Fachkräftemangel gibt es verschiedenste Ursachen. Das Land NÖ und die Sozialpartner haben in der Vergangenheit bereits zahlreiche Initiativen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels gesetzt. Dass diese Maßnahmen greifen und zu einer Attraktivierung der Lehre führen, zeigt sich an den Schülerströmen und Entscheidungen der Jugendlichen. Dennoch braucht es weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Ein erster Grundstein für mehr Fachkräfte muss bereits in der Schule gelegt werden. Damit unsere Jugendlichen ein bestmögliches Bild ihrer zukünftigen Berufschancen bekommen, benötigt es breit angelegte Information im Rahmen des Pflichtschulunterrichts. Darüber hinaus ist es für die Aufwertung der Lehre wichtig, einen Image-Wandel herbeizuführen, das Image der Lehre weiter zu steigern und die Investitionen in die Lehrlingsausbildung und Förderung zu verstärken. Die Lehrlinge von heute sind die Facharbeiter von morgen. Neben der Aufwertung der Lehre sollen auch die weiteren Ausbildungen gestärkt werden. Ich komme daher zum Antrag des Bildungs-Ausschusses (liest:)
"DerHoheLandtagwollebeschließen:
DieNÖLandesregierungwirdersucht,
1.einklaresBekenntniszurLehrealszukunftstauglicheAusbildungsvariantezurBekämpfungdesFachkräftemangelsabzugeben,
2.dieStrategieNiederösterreich zum “Land der Meister” zumachen,zuforcieren,sowiebestehendeInitiativenweiterzuunterstützen,
3.andieBundesregierungheranzutretenunddieseaufzufordern,
a.gemeinsammitdemLandunddenSozialpartnernweitereInitiativenzusetzen,umdieLehrealsgesellschaftlichvollakzeptierte,gleichwertigeBerufsauswahlinallenBereichensicherzustellen,
b. eineImage-KampagnefürLehrberufe,speziellfür Mangelberufe, zu starten,
c.dieKostenderVorbereitungskursefürdieMeister-undBefähigungsprüfunganalogdenPrüfungsgebührenzuübernehmensowie
d.dieBerufsorientierungalsfächerübergreifendesThemaindenPflichtschulenweiterzuforcieren."
Sehr geehrter Herr Präsident, ich bitte um Einleitung der Debatte und anschließende Abstimmung.
Zweiter Präsident Waldhäusl: Ich eröffne die Debatte und erteile der Abgeordneten Edith Kollermann von der NEOS das Wort.
Abg. Mag. Kollermann (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Hohes Haus! Es ist so dringend notwendig, dass wir über die Aufwertung und Attraktivierung der Lehre sprechen und deshalb sind wir auch sehr froh, dass es diesen Tagesordnungspunkt heute auch gibt. Traurig ist ein bisschen – das muss man bei aller Wertschätzung sagen – der dem Tagesordnungspunkt zugrundeliegende Antrag von den Kollegen von SCHWARZ und BLAU. Unsere Betriebe sind mit einem Fachkräftemangel noch nie gekannten Ausmaßes konfrontiert. Und dieser Antrag soll die Antwort unserer Regierungsparteien sein? Das sind die Maßnahmen, die ÖVP und FPÖ setzen wollen? Das ist es, Kollege Lobner? Erstens, die Landesregierung soll ein Bekenntnis zur Lehre abgeben. No na ned. Dann wird die Bundesregierung ersucht, eine schwammig formulierte Wunschliste abzuarbeiten. Da liest man was von Initiativen fortführen und eine Imagekampagne ist anscheinend immer der Burner. Und dann, drittens, SCHWARZ-BLAU will die Strategie Niederösterreich zum "Land der Meister" zu machen weiter forcieren. Das, meine Damen und Herren, ist mehr als nur dürftig. Vor allen Dingen, wenn man dann auch noch weiß, was sich hinter dieser Strategie verbirgt. Das hat der Ausschuss zutage gebracht. Wir wollten dort nämlich wissen, was die Eckpfeiler dieser Strategie Niederösterreich zum "Land der Meister" machen sind? Die darauffolgende Szenerie hat ein bisschen an das Verhalten einer Schulklasse erinnert. Wenn der Lehrer fragt: "WerhatdenndenKaugummiaufdenSesselgepickt?" Verlegenes Schweigen. Alle schauen einander an oder in die Luft. Long story short – kurz gesagt: Es gibt keine Strategie. Es gibt keine daraus abgeleiteten Maßnahmen. Es gibt irgendwas in irgendeinem Kopf, aber nichts, was irgendwo festgeschrieben ist. Das erinnert mich an André Heller. Ich kann nicht so schön singen wie er, aber: "Die wahren Strategien sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, auch dann sind sie nirgendwo." Niederösterreich zum "Land der Meister" machen, das klingt halt einfach gut. Mehr ist das nicht und das kann unmöglich Ihr Ernst sein. Eines ist vollkommen klar: Wir brauchen Fachkräfte und wenn wir hier vorankommen wollen, brauchen unsere Betriebe mehr als ein paar schöne Stehsätze. Und die Jungen brauchen eine Perspektive. Und die Lehre ist eine Perspektive. Denn der Lehrling von heute kann auch sogar mehr als der Facharbeiter von morgen sein. Es kann der Unternehmer von morgen sein. Ein Land muss tun, was ein Land tun kann. Das ist das Credo der ÖVP. Das wird sogar dem Kollegen Ebner, der es erfunden hat, glaube ich, ein bisschen fad, das Credo. Aber das ist euer Spruch, nur den muss man auch mit Leben erfüllen. Also, lassen Sie uns die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam ein Maßnahmenpaket mit echten Antworten auf den Fachkräftemangel erarbeiten. Was dabei besonders wichtig wäre: Lassen Sie uns doch gemeinsam die besten Ideen austauschen und fraktionsübergreifend eine echte Strategie Niederösterreich zum "Land der Meister" zu machen, erarbeiten und umsetzen! Zweitens: Wir könnten ganz viel im Verantwortungsbereich des Landes tun. Das haben wir auch im Ausschuss ... hat schon der Kollege Ecker nachgefragt ... da könnte man doch einiges im eigenen Wirkungsbereich machen. Wir könnten beispielsweise an den Mittelschulen schon einiges tun – da sind wir nämlich auch in der Zuständigkeit – zum Beispiel bei der Berufsorientierung ab der ersten Klasse, Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft, die individuelle Schnupperlehre oder vielfältige Schwerpunkte an Schulen, die sich an den Herausforderungen der Zukunft orientieren. Und wenn wir schon etwas an den Bund herantragen, dann bitte ganz konkrete Verbesserungsvorschläge. Dazu gehören die Modernisierung der Ausbildungsordnungen, weniger bürokratische Hürden für die Betriebe, ein Lehrlingsbonus, um Klein- und mittlere Betriebe auch zu entlasten oder eine duale Oberstufe aus einem Guss, statt der bisherigen Dreiteilung auf polytechnische Schule, Berufsschule und Berufsreifeprüfung. Und zu guter Letzt: Österreich braucht jede qualifizierte Arbeitskraft, denn die Personalnot allerorts ist enorm. Und das bedeutet natürlich auch, dass wir Arbeitskräfte aus dem Ausland brauchen. Die werden wir aber mit einer Festung Österreich und mit Schengen-Vetos nicht bekommen. Meine Damen und Herren, die Schrauben, an denen zu drehen ist, sind klar. Jetzt braucht es aber Politikerinnen und Politiker, die die Ärmel hochkrempeln und die nicht nur reden, sondern tun. Lassen Sie uns zeigen, dass die Landespolitik Teil echter Lösungen für die Zukunft sein kann, anstatt nur Blabla zu liefern. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
Zweiter Präsident Waldhäusl: Zum Wort gelangt Abgeordneter Georg Ecker von den GRÜNEN.
Abg. Mag. Ecker, MA(GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Hohes Haus! Auch ich werde aus diesem Antrag nicht ganz schlau. Wir haben – die Kollegin hat es angesprochen – versucht, gemeinschaftlich Licht ins Dunkel zu bringen im Ausschuss, was denn jetzt wirklich das Land NÖ konkret tut und unter dieser Strategie versteht. Fakt ist: Die ÖVP ist seit Jahrzehnten hier in Niederösterreich in Regierungsverantwortung, auch im Bund. Seit vielen Jahren hören und lesen wir vom Fachkräftemangel und seit vielen Jahren werden viele Worte gewechselt, aber weitergehen tut nicht wirklich etwas. Im Gegenteil, der Fachkräftemangel hat sich massiv zugespitzt in den letzten Jahren. Und jetzt sollte man meinen, wenn man hier dieses Thema einbringt, dann hat man ganz konkrete Vorschläge von einer Regierungspartei oder von zwei Regierungsparteien in der Tasche, die man hier präsentiert. Und dann liest man diesen Antrag, erster Punkt: Bekenntnis zur Lehre – ja eh. Brauchen wir, natürlich. Lehre ist extrem wichtig in vielen Zukunftsberufen. Da brauche ich keinen Antrag dazu, das ist selbstverständlich aus unserer Sicht. Dann eine Strategie zu forcieren im zweiten Punkt, wo wir erfahren haben, dass es keine Strategie gibt, zweiter Punkt. Und dritter Punkt, an die Bundesregierung heranzutreten, um noch ein paar Punkte zu fordern. Das ist alles? Das ist alles, was euch einfällt? Keine Punkte, keine Initiativen, was die Landesregierung in die Hand nehmen kann, was die Landesregierung tatsächlich umsetzt? Vielleicht die Berufsschulen zu verbessern, dort mehr Unterstützungspersonal – so wie es die Berufsschülerinnen auch fordern – einzusetzen, eine moderne Technik dort flächendeckend einzusetzen. Berufsorientierung umzusetzen, dort, wo wir es in der Hand haben, hier im Landtag in Niederösterreich. Jahrzehnte habt ihr Zeit gehabt, das zu machen. Und das Einzige, was euch nach diesen Jahrzehnten und am Höhepunkt einer akuten Fachkräftekrise einfällt, sind diese lächerlichen Punkte – das ist wirklich beschämend. Die SPÖ hat hier einen Zusatzantrag noch eingebracht, Lehre mit Matura zu vereinfachen. Dem werden wir gerne zustimmen. Das ist zumindest ein konkreter Vorschlag, mit dem kann man was anfangen. Dem werden wir zustimmen. Das ist inhaltlich richtig. Man wird sich nur überlegen müssen, vor allem bei kleineren Betrieben, dass man die auch entsprechend unterstützt. Aber insgesamt ist es ein guter Denkansatz, den wir mittragen können. Nur bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regierungsfraktion: Wenn ihr hier ein Thema besprechen wollt, dann erwarten wir uns schon von Regierungsfraktionen Vorschläge, konkrete Vorschläge, die wir hier auch debattieren können. Dankeschön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Zweiter Präsident Waldhäusl: Zum Wort gelangt Abgeordneter René Pfister von der SPÖ.
Abg. Pfister (SPÖ): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben heute ein Thema oder die Aufwertung der Lehre auf allen Ebenen als Antwort auf den Fachkräftemangel. Meine Vorredner haben beide schon die ein oder andere Kritik geäußert. Mir ist es ein bisschen ähnlich gegangen als ich im Ausschuss diesen Antrag gelesen habe oder vor der Ausschussberatung und denke mir: Irgendwie kenne ich diese Einleitung und diese Begründung, nur die Forderungspunkte sind mir da etwas neu. Siehe da: Ich bin auf die Reise gegangen, bin kurz in mich gegangen und habe mich an den 10. November 2023 zurückerinnert. Und genau dieser Antrag mit der Begründung wurde nämlich in der Arbeiterkammer Vollversammlung Niederösterreich von der FSG (Beifall bei der FPÖ.) eingebracht, der dort über alle Fraktionen genau mit der Antragsbegründung vorne einstimmig in der Vollversammlung beschlossen wurde. Natürlich werden wir dem zustimmen, ist ja auch ein FSG-begründeter Antrag. Liebe Kolleginnen und Kollegen, man hätte sich nur die Mühe machen müssen, dass man dann auch weiterliest, nicht nur die Begründung in dem Fall abschreiben, sondern auch die Forderungspunkte, die dort dabei sind – und auch mein Vorredner hat es schon angesprochen. Daher ist es für uns hier immens wichtig, diese Anträge – wenn sie schon nicht bis zu Ende gelesen werden oder nur schlecht kopiert sind – dass man zumindest versucht, diese Anträge noch so zu bringen, dass sie auch konkrete Inhalte haben, mit denen nicht nur die Lehrlinge und die zukünftigen Fachkräfte von morgen in dem Fall eine Möglichkeit haben, sondern dass es hier auch konkrete Handlungsfelder gibt. (Beifall bei der SPÖ.) Nämlich, ich möchte euch nur ein kleines Beispiel bringen: Gestern hatten wir wieder die Möglichkeit, fünf junge Fachkräfte oder Facharbeiterinnen – vier Burschen, ein Mädchen – im Lehrberuf Luftfahrzeugtechnik, Elektromechanik und Elektronik in dem Fall, dafür zu beglückwünschen, dass sie nach dreieinhalb Jahren nicht nur die Lehre positiv absolviert haben, sondern mit ausgezeichneten und guten Erfolgen eigentlich eine gute Grundlage für ihre Ausbildung und vor allem für das weitere berufliche Leben in dem Fall gemacht haben. Das sind diese Qualitätsgrundlagen, die hier auch passieren müssen, die nicht nur in Anträgen drinstehen, sondern wo es auch die konkrete Verantwortung in den Betrieben, in den Ausbildungsbetrieben und vor allem auch bei den Sozialpartnern gibt. Weil die Sozialpartner in Niederösterreich – und das schon seit Jahrzehnten, zumindest solange ich denken kann – hier eine verlässliche Säule in der Lehrlingsausbildung sind. Also die Sozialpartner Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, ÖGB, Landwirtschaftskammer – alle die hier dabei sind, haben da ein gemeinsames Interesse und das funktioniert in Niederösterreich auch gut. Da möchte ich auch eine Lanze dafür brechen, dass wir in der Lehrlingsausbildung hier gemeinsam gute Initiativen setzen, die auch bundesweit kopiert werden oder die auch auf Bundesebene nicht nur Anklang finden, sondern auch schon einige Umsetzungen mitgetragen haben. Ich erinnere mich nur an die Initiative "Meister statt Master". Ich erinnere nur an "Let´s Walz“. Ich erinnere nur an Dinge, die in den letzten Jahren hier auf gemeinsamer Sozialpartnerebene hier nicht nur möglich gemacht wurden, sondern auch für unsere zukünftigen Fach – und Führungskräfte von morgen hier als Grundstein gelegt werden. Und es ist wunderschön, liebe Kolleginnen und Kollegen, zu sehen, wenn die nach an der Lehrabschlussprüfung nach Hause kommen in den Betrieb und dann gefeiert werden dafür, dass sie nach dreieinhalb Jahren wirklich auch die Möglichkeit haben, nicht nur gut in das Berufsleben zu starten, sondern wirklich mit einem Erfolg den ersten Schritt ins Berufsleben getan zu haben, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.) Und warum ist das so wichtig? Warum ist das so wichtig? Weil auch hier nicht nur die Sozialpartner, sondern auch verschiedene Unternehmungen mittlerweile auf den Zug aufgesprungen sind, wo es darum geht, nicht nur Lehrlingsausbildung zu machen, sondern Aus- und Weiterbildung. Und da ist es für uns immens wichtig, diesen Abänderungsantrag auch zu stellen, weil es schon sehr, sehr viele Betriebe gibt, die diese Möglichkeiten mit Teilzeit, also mit Varianten anbieten, dass sie Teile der Arbeitszeit hier auch für die Vorbereitung für die Lehre mit Matura bringen. Weil viele Unternehmen erkannt haben, dass heute Fremdsprachen wie Englisch eine Grundlage bedürfen, um hier am Arbeitsmarkt auch bestehen zu können. Daher komme ich zum Abänderungsantrag, den wir hier haben. Daher wird der Antragstenor zum Antrag Ltg.-337/XX-2024 dahin geändert, dass er wie folgt zu lauten hat (liest:)
"ImAntragstenorwirdunterZiffer3folgenderneuerAufzählungspunkt „e“angefügt:
e.fürLehrlingeinderVariante"Lehre mit Matura"einBildungsfreistellungsmodellunterEinbeziehungderSozialpartnerschaftzuerarbeitenundumzusetzen,welchesdieVorbereitungskursealsArbeitszeitimerforderlichenAusmaßberücksichtigtunddabeiAusgleichsmaßnahmen,wieetwaFörderungenfürBetriebevorsieht,umdieLehremitMaturaalsBerufsausbildunggesamtheitlichaufzuwerten" und hier unsere Fach- und Führungskräfte von morgen nicht nur gut zu unterstützen, sondern bestens zu unterstützen. (Beifall bei der SPÖ.)
Zweiter Präsident Waldhäusl: Zum Wort gelangt Abgeordneter Michael Sommer von der FPÖ.
Abg. Sommer(FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Wertes Mitglied der Landesregierung! Hoher Landtag! Der Fachkräftemangel – wie heute schon mehrfach angesprochen – ist eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Die Ursachen dafür sind aber vielfältig. Einerseits haben wir den demographischen Wandel, wo in den nächsten Jahren die Babyboomer-Generation in Pension gehen wird und gleichzeitig weniger neue Arbeitskräfte nachkommen werden und wir damit dementsprechend einen Arbeitskräftemangel haben werden. Zweitens durch die Corona-Politik mit den zahlreichen Lockdowns und den Einschränkungen seitens der Bundesregierung kam es vor allem in der Gastronomie als auch im Tourismusbereich zu sehr vielen beruflichen Umorientierungen von Arbeitskräften, die einfach in andere Branchen abgewandert sind und wir somit genau in diesen Bereichen einen Fachkräftemangel haben. Dazu kommt als dritter Punkt die mediale und auch politische Darstellung in den letzten Jahrzehnten, wonach Kinder eine höhere akademische Ausbildung als ihre Eltern erhalten sollen, um zukünftig ein besseres Leben führen zu können. Das führte in der Gesamtheit zu einer Erarbeitung des Lehrberufes als Ausbildung zweiter Klasse. Nur, wer nicht fähig genug für die Matura, für ein Studium angesehen wurde, wählte die Lehre als berufliche Zukunft. Damit wurden viele Jugendliche gesellschaftlich als Menschen zweiter Klasse angesehen, obwohl diese essenziellen Berufe für unser tägliches Leben ausüben: vom Bäcker über den Installateur, den Maler, den Tischler bis zum Zimmerer. Daher müssen hier Maßnahmen gesetzt werden, um die Attraktivität des Lehrberufes wieder zu erhöhen. Einiges ist hier in Niederösterreich schon geschehen. Vom NÖ Talente Check über die Einführung der Bildungs- und Berufsorientierung bis zu Initiativen wie dem Baulehrlings-Casting der Innung Bau, wo Schüler der neunten Schulstufe die Möglichkeit haben, in einem Praxistag den Beruf sowohl theoretisch als auch praktisch hautnah erleben zu können. Damit unsere Jugendlichen ein bestmögliches Bild über ihre zukünftigen Berufschancen haben, benötigt es breit angelegte Informationen im Rahmen des Pflichtschulunterrichts. Unsere Betriebe brauchen die klügsten Köpfe. Das bedeutet auch, einen Image-Wandel herbeizuführen und das Image der Lehre weiter zu steigern und die Investitionen in die Lehrlingsausbildung und die Lehrlingsförderung zu verstärken, denn die Lehrlinge von heute sind die Facharbeiter von morgen. (Beifall bei der FPÖ.) Daher ist die verstärkte Förderung der Lehrlingsausbildung vor allem in den Sparten der Mangelberufe ein probates Mittel, um mehr junge Menschen von der Lehre zu überzeugen und so zukünftig mehr Fachkräfte aus der eigenen Lehrlingsausbildung zu erhalten. Neben der gesellschaftlichen Attraktivierung der Lehre muss auch die finanzielle Attraktivierung stattfinden. Mit der Abschaffung der Meisterprüfungskosten ist hier ein erster Schritt seitens des Bundes gesetzt. Doch dieser allein ist nicht ausreichend. Auch die Kosten für die Vorbereitungskurse für Meister- und Befähigungsprüfungen sind abzuschaffen, um mehr Menschen einen Anreiz für die Meisterprüfung zu geben und finanzielle Hürden abzubauen. Und auch im Sinne der Gleichberechtigung, verglichen mit Studierenden, ist die Übernahme der Kosten für die Vorbereitungskurse seitens des Bundes nur gerechtfertigt. Und werte Kollegen der SPÖ zu eurem Abänderungsantrag: Ich bin persönlich ein großer Befürworter der Lehre mit Matura. Ich habe selbst einen Lehrlingsbetrieb und ich freue mich immer, wenn meine Lehrlinge zu mir kommen und sagen, sie wollen Matura machen. Ich versuche sie auch bestmöglich zu unterstützen. Aber mit der geforderten Maßnahme macht ihr es kleinen und mittleren Betrieben – wie ich einen habe – wahnsinnig schwierig, die auf die Arbeitskraft des Lehrlings angewiesen sind, wenn ihr den entsprechend verpflichtend aus der Arbeitszeit rausnehmt. (Abg. Pfister: Weiterlesen ... was steht da drin?) Darüber hinaus (Unruhe bei Abg. Pfister.) ... Herr Kollege ... darüber hinaus beraube ich dem Lehrling sein stärkstes Asset, nämlich der praktischen Erfahrung, wenn ich ihn aus dem Betrieb herausnehme. Damit werden wir den Abänderungsantrag ablehnen. (Unruhe bei der SPÖ.)
Zweiter Präsident Waldhäusl: Jeder hat die Möglichkeit, sich zu Wort zu melden. Herr Abgeordneter, Sie sind am Wort.
Abg. Sommer(FPÖ): Wir müssen an die Thematik mit Hausverstand herantreten. Und eines ist klar: Links-linke Träumereien, dass ich mit der Massenzuwanderung, die wir seit 2015 haben, den Fachkräftemangel lösen werde, wird nicht funktionieren, weil statistisch bewiesen diese Massenzuwanderer zu 70 Prozent Analphabeten sind. Das können nicht die Fachkräfte von morgen sein. (Beifall bei der FPÖ.) Nur mit einem Bündel an Maßnahmen wird es möglich sein, den Fachkräftemangel effektiv zu bekämpfen. Dafür muss die Lehre auf allen Ebenen aufgewertet werden und Niederösterreich als Vorreiter vorangehen, frei nach dem Motto "Meister statt Master".(Beifall bei der FPÖ.)
Zweiter Präsident Waldhäusl: Zum Wort gelangt Abgeordneter René Lobner von der ÖVP.
Abg. Lobner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Landesrätin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des NÖ Landtages! In einem sind wir uns einig, dass die Lehre in den Fokus rücken muss, weil wer sich die demokratische Entwicklung ansieht, wird mir recht geben, dass wir hier etwas tun müssen. Wenn weit mehr Leute in Pension gehen als auf den Arbeitsmarkt nachrücken, so ist es logisch, dass man hier entsprechende Maßnahmen setzen muss. Und wie wir auch von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern bereits gehört haben, braucht es hier ein mannigfaltiges und umsichtiges Paket, um die Lehre entsprechend attraktiver zu machen. Und wie wir auch schon im Ausschuss ausführlich diskutiert haben, sind hier sehr viele Player gefordert. Auf der einen Seite die Kommunen, auf der anderen Seite das Land NÖ, aber selbstverständlich auch der Bund und die Schulen und natürlich auch die Sozialpartner. Und in Summe, glaube ich, wenn alle ihren Beitrag dazu leisten, dann wird es uns gelingen, dass wir die Lehre aufwerten. Und weil Sie sagen, es sind nur Schlagwörter: Ich sage nicht, es sind nur Schlagwörter, sondern es braucht eben für Ziele auch klare, formulierte Begriffe. Und dass wir das Land der Meister werden wollen, das ist glaube ich essenziell und wichtig und richtig. Und da braucht es eben auch den Bund dazu, weil Sie uns im Ausschuss vorgehalten haben, warum wir uns immer an den Bund wenden? Fakt ist, dass diverse Lehrpläne auf Bundesebene festzuschreiben sind. Und insofern glaube ich, ist es auch ein probates Mittel, dass wir hier diesen Weg gehen. Und Sie verschweigen in Ihren Wortmeldungen, dass bis dato in Niederösterreich schon sehr viel passiert ist, um die Lehre auch attraktiv zu machen. Wir haben den Talente Check zum Beispiel schon angesprochen. Es ist uns auch bereits gelungen, Themenschwerpunkte fächerübergreifend in den Schulen zu installieren. Das Fach “Bildungs-,Berufs-undLebensorientierung“ sowie die verbindliche Übung “Bildungs-undBerufsorientierung“ in die Lehrpläne zu installieren, ist ein erster wichtiger Schritt. Aber weitere Schritte müssen folgen. Und eines ist auch klar: Das Image der Lehre kann nur verbessert werden, wenn wir auch alle dahinterstehen und es ernst meinen. Mit leeren Worten wird uns das nicht gelingen. Darum müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen mit den Sozialpartnern, mit dem Bund, um hier entsprechend auch weitere Maßnahmen zu treffen. Und wir haben in der Vergangenheit schon viel in Niederösterreich gemacht, ich möchte nur einige Punkte aufzählen: die Mobilitätsförderung zum Beispiel für Lehrlinge, die Lehrlingsbeihilfe NEU, wo speziell Lehrlinge aus einkommensschwachen Familien zusätzlich unterstützt werden, die Begabtenförderung, wo wir aus diesem Bereich für besondere Leistungen auch unterstützen. Wir haben aber auch die Förderung für die Pflegeausbildung installiert. Alles Dinge, die in Summe dem Image bzw. den Jugendlichen und den Schülerinnen und Schülern die Lehre mit Sicherheit schmackhafter und einfacher machen. Wir hoffen, dass wir mit einer entsprechenden Imagekampagne, mit einer entsprechenden partnerschaftlichen Vorgangsweise hier das erreichen, was wir wollen, dass sich in Zukunft noch mehr junge Menschen zur Lehre entscheiden. Und es zeigt ja jetzt schon, dass die Maßnahmen der letzten Jahre durchaus greifen. Das kann man aufgrund der Zahlen auch nachweisen. Der Kollege Pfister hat einen Abänderungsantrag eingebracht. Auf den ersten Blick durchaus plausibel und verständlich. Nur man darf halt auch nicht einem Druckschluss aufliegen. Denn die Lehre als solches ist für viele junge Menschen eine Herausforderung an sich. Das ist eine sehr komplexe Angelegenheit, die mit vielen Herausforderungen und sehr vielen Anstrengungen auch verbunden ist. Und viele Arbeitgeber, die diese Lehre ermöglichen sollten oder müssten, sind aber – aus welchen Gründen auch immer – gar nicht in der Lage, die Lehre mit Matura anzubieten. Und insofern würde man dann wieder einen Frust bei den Jugendlichen oder bei den Eltern erzeugen, wenn das nicht allerorts angeboten wird. Und somit glaube ich, dass es besser ist, dass wir auf die umfassende berufliche Qualifikation setzen, dass sich die Jugendlichen wirklich auf die Lehre per se konzentrieren können. Denn eines ist auch klar: Wenn wir jetzt die Lehre mit Matura massiv und extrem bewerben, dann würde das die klassische Lehre ein Stück weit wieder klein machen und ich glaube, das sollte es auf keinen Fall sein, weil die Lehre ist essenziell wichtig, auch für unsere Betriebe, und viele Betriebe wollen ihre Lehrlinge entsprechend auch im Betrieb ausbilden, um zukünftig eben auch gute Fachkräfte zu haben. Insofern glaube ich, dass wir auf einem guten Weg sind, dass wir gemeinsam mit dem Bund, mit den Sozialpartnern hier die Lehre wirklich ernsthafter attraktivieren wollen. Und wenn uns das gelingt, glaube ich, dann sind wir für die Zukunft gut gerüstet, um dem Lehrkräftemangel entsprechend auch entgegenzuwirken. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Zweiter Präsident Waldhäusl: Die Rednerliste ist erschöpft.
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.