Zusammenfassung
Antrag des Bildungs-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-337/XX-2024 – Aufwertung der Lehre auf allen Ebenen als Antwort auf den Fachkräftemangel
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Mag. Ecker, MA(GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Hohes Haus! Auch ich werde aus diesem Antrag nicht ganz schlau. Wir haben – die Kollegin hat es angesprochen – versucht, gemeinschaftlich Licht ins Dunkel zu bringen im Ausschuss, was denn jetzt wirklich das Land NÖ konkret tut und unter dieser Strategie versteht. Fakt ist: Die ÖVP ist seit Jahrzehnten hier in Niederösterreich in Regierungsverantwortung, auch im Bund. Seit vielen Jahren hören und lesen wir vom Fachkräftemangel und seit vielen Jahren werden viele Worte gewechselt, aber weitergehen tut nicht wirklich etwas. Im Gegenteil, der Fachkräftemangel hat sich massiv zugespitzt in den letzten Jahren. Und jetzt sollte man meinen, wenn man hier dieses Thema einbringt, dann hat man ganz konkrete Vorschläge von einer Regierungspartei oder von zwei Regierungsparteien in der Tasche, die man hier präsentiert. Und dann liest man diesen Antrag, erster Punkt: Bekenntnis zur Lehre – ja eh. Brauchen wir, natürlich. Lehre ist extrem wichtig in vielen Zukunftsberufen. Da brauche ich keinen Antrag dazu, das ist selbstverständlich aus unserer Sicht. Dann eine Strategie zu forcieren im zweiten Punkt, wo wir erfahren haben, dass es keine Strategie gibt, zweiter Punkt. Und dritter Punkt, an die Bundesregierung heranzutreten, um noch ein paar Punkte zu fordern. Das ist alles? Das ist alles, was euch einfällt? Keine Punkte, keine Initiativen, was die Landesregierung in die Hand nehmen kann, was die Landesregierung tatsächlich umsetzt? Vielleicht die Berufsschulen zu verbessern, dort mehr Unterstützungspersonal – so wie es die Berufsschülerinnen auch fordern – einzusetzen, eine moderne Technik dort flächendeckend einzusetzen. Berufsorientierung umzusetzen, dort, wo wir es in der Hand haben, hier im Landtag in Niederösterreich. Jahrzehnte habt ihr Zeit gehabt, das zu machen. Und das Einzige, was euch nach diesen Jahrzehnten und am Höhepunkt einer akuten Fachkräftekrise einfällt, sind diese lächerlichen Punkte – das ist wirklich beschämend. Die SPÖ hat hier einen Zusatzantrag noch eingebracht, Lehre mit Matura zu vereinfachen. Dem werden wir gerne zustimmen. Das ist zumindest ein konkreter Vorschlag, mit dem kann man was anfangen. Dem werden wir zustimmen. Das ist inhaltlich richtig. Man wird sich nur überlegen müssen, vor allem bei kleineren Betrieben, dass man die auch entsprechend unterstützt. Aber insgesamt ist es ein guter Denkansatz, den wir mittragen können. Nur bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regierungsfraktion: Wenn ihr hier ein Thema besprechen wollt, dann erwarten wir uns schon von Regierungsfraktionen Vorschläge, konkrete Vorschläge, die wir hier auch debattieren können. Dankeschön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Zweiter Präsident Waldhäusl: Zum Wort gelangt Abgeordneter René Pfister von der SPÖ.
Abg. Pfister (SPÖ): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben heute ein Thema oder die Aufwertung der Lehre auf allen Ebenen als Antwort auf den Fachkräftemangel. Meine Vorredner haben beide schon die ein oder andere Kritik geäußert. Mir ist es ein bisschen ähnlich gegangen als ich im Ausschuss diesen Antrag gelesen habe oder vor der Ausschussberatung und denke mir: Irgendwie kenne ich diese Einleitung und diese Begründung, nur die Forderungspunkte sind mir da etwas neu. Siehe da: Ich bin auf die Reise gegangen, bin kurz in mich gegangen und habe mich an den 10. November 2023 zurückerinnert. Und genau dieser Antrag mit der Begründung wurde nämlich in der Arbeiterkammer Vollversammlung Niederösterreich von der FSG (Beifall bei der FPÖ.) eingebracht, der dort über alle Fraktionen genau mit der Antragsbegründung vorne einstimmig in der Vollversammlung beschlossen wurde. Natürlich werden wir dem zustimmen, ist ja auch ein FSG-begründeter Antrag. Liebe Kolleginnen und Kollegen, man hätte sich nur die Mühe machen müssen, dass man dann auch weiterliest, nicht nur die Begründung in dem Fall abschreiben, sondern auch die Forderungspunkte, die dort dabei sind – und auch mein Vorredner hat es schon angesprochen. Daher ist es für uns hier immens wichtig, diese Anträge – wenn sie schon nicht bis zu Ende gelesen werden oder nur schlecht kopiert sind – dass man zumindest versucht, diese Anträge noch so zu bringen, dass sie auch konkrete Inhalte haben, mit denen nicht nur die Lehrlinge und die zukünftigen Fachkräfte von morgen in dem Fall eine Möglichkeit haben, sondern dass es hier auch konkrete Handlungsfelder gibt. (Beifall bei der SPÖ.) Nämlich, ich möchte euch nur ein kleines Beispiel bringen: Gestern hatten wir wieder die Möglichkeit, fünf junge Fachkräfte oder Facharbeiterinnen – vier Burschen, ein Mädchen – im Lehrberuf Luftfahrzeugtechnik, Elektromechanik und Elektronik in dem Fall, dafür zu beglückwünschen, dass sie nach dreieinhalb Jahren nicht nur die Lehre positiv absolviert haben, sondern mit ausgezeichneten und guten Erfolgen eigentlich eine gute Grundlage für ihre Ausbildung und vor allem für das weitere berufliche Leben in dem Fall gemacht haben. Das sind diese Qualitätsgrundlagen, die hier auch passieren müssen, die nicht nur in Anträgen drinstehen, sondern wo es auch die konkrete Verantwortung in den Betrieben, in den Ausbildungsbetrieben und vor allem auch bei den Sozialpartnern gibt. Weil die Sozialpartner in Niederösterreich – und das schon seit Jahrzehnten, zumindest solange ich denken kann – hier eine verlässliche Säule in der Lehrlingsausbildung sind. Also die Sozialpartner Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, ÖGB, Landwirtschaftskammer – alle die hier dabei sind, haben da ein gemeinsames Interesse und das funktioniert in Niederösterreich auch gut. Da möchte ich auch eine Lanze dafür brechen, dass wir in der Lehrlingsausbildung hier gemeinsam gute Initiativen setzen, die auch bundesweit kopiert werden oder die auch auf Bundesebene nicht nur Anklang finden, sondern auch schon einige Umsetzungen mitgetragen haben. Ich erinnere mich nur an die Initiative "Meister statt Master". Ich erinnere nur an "Let´s Walz“. Ich erinnere nur an Dinge, die in den letzten Jahren hier auf gemeinsamer Sozialpartnerebene hier nicht nur möglich gemacht wurden, sondern auch für unsere zukünftigen Fach – und Führungskräfte von morgen hier als Grundstein gelegt werden. Und es ist wunderschön, liebe Kolleginnen und Kollegen, zu sehen, wenn die nach an der Lehrabschlussprüfung nach Hause kommen in den Betrieb und dann gefeiert werden dafür, dass sie nach dreieinhalb Jahren wirklich auch die Möglichkeit haben, nicht nur gut in das Berufsleben zu starten, sondern wirklich mit einem Erfolg den ersten Schritt ins Berufsleben getan zu haben, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.) Und warum ist das so wichtig? Warum ist das so wichtig? Weil auch hier nicht nur die Sozialpartner, sondern auch verschiedene Unternehmungen mittlerweile auf den Zug aufgesprungen sind, wo es darum geht, nicht nur Lehrlingsausbildung zu machen, sondern Aus- und Weiterbildung. Und da ist es für uns immens wichtig, diesen Abänderungsantrag auch zu stellen, weil es schon sehr, sehr viele Betriebe gibt, die diese Möglichkeiten mit Teilzeit, also mit Varianten anbieten, dass sie Teile der Arbeitszeit hier auch für die Vorbereitung für die Lehre mit Matura bringen. Weil viele Unternehmen erkannt haben, dass heute Fremdsprachen wie Englisch eine Grundlage bedürfen, um hier am Arbeitsmarkt auch bestehen zu können. Daher komme ich zum Abänderungsantrag, den wir hier haben. Daher wird der Antragstenor zum Antrag Ltg.-337/XX-2024 dahin geändert, dass er wie folgt zu lauten hat (liest:)
"ImAntragstenorwirdunterZiffer3folgenderneuerAufzählungspunkt „e“angefügt:
e.fürLehrlingeinderVariante"Lehre mit Matura"einBildungsfreistellungsmodellunterEinbeziehungderSozialpartnerschaftzuerarbeitenundumzusetzen,welchesdieVorbereitungskursealsArbeitszeitimerforderlichenAusmaßberücksichtigtunddabeiAusgleichsmaßnahmen,wieetwaFörderungenfürBetriebevorsieht,umdieLehremitMaturaalsBerufsausbildunggesamtheitlichaufzuwerten" und hier unsere Fach- und Führungskräfte von morgen nicht nur gut zu unterstützen, sondern bestens zu unterstützen. (Beifall bei der SPÖ.)
Zweiter Präsident Waldhäusl: Zum Wort gelangt Abgeordneter Michael Sommer von der FPÖ.
Abg. Sommer(FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Wertes Mitglied der Landesregierung! Hoher Landtag! Der Fachkräftemangel – wie heute schon mehrfach angesprochen – ist eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Die Ursachen dafür sind aber vielfältig. Einerseits haben wir den demographischen Wandel, wo in den nächsten Jahren die Babyboomer-Generation in Pension gehen wird und gleichzeitig weniger neue Arbeitskräfte nachkommen werden und wir damit dementsprechend einen Arbeitskräftemangel haben werden. Zweitens durch die Corona-Politik mit den zahlreichen Lockdowns und den Einschränkungen seitens der Bundesregierung kam es vor allem in der Gastronomie als auch im Tourismusbereich zu sehr vielen beruflichen Umorientierungen von Arbeitskräften, die einfach in andere Branchen abgewandert sind und wir somit genau in diesen Bereichen einen Fachkräftemangel haben. Dazu kommt als dritter Punkt die mediale und auch politische Darstellung in den letzten Jahrzehnten, wonach Kinder eine höhere akademische Ausbildung als ihre Eltern erhalten sollen, um zukünftig ein besseres Leben führen zu können. Das führte in der Gesamtheit zu einer Erarbeitung des Lehrberufes als Ausbildung zweiter Klasse. Nur, wer nicht fähig genug für die Matura, für ein Studium angesehen wurde, wählte die Lehre als berufliche Zukunft. Damit wurden viele Jugendliche gesellschaftlich als Menschen zweiter Klasse angesehen, obwohl diese essenziellen Berufe für unser tägliches Leben ausüben: vom Bäcker über den Installateur, den Maler, den Tischler bis zum Zimmerer. Daher müssen hier Maßnahmen gesetzt werden, um die Attraktivität des Lehrberufes wieder zu erhöhen. Einiges ist hier in Niederösterreich schon geschehen. Vom NÖ Talente Check über die Einführung der Bildungs- und Berufsorientierung bis zu Initiativen wie dem Baulehrlings-Casting der Innung Bau, wo Schüler der neunten Schulstufe die Möglichkeit haben, in einem Praxistag den Beruf sowohl theoretisch als auch praktisch hautnah erleben zu können. Damit unsere Jugendlichen ein bestmögliches Bild über ihre zukünftigen Berufschancen haben, benötigt es breit angelegte Informationen im Rahmen des Pflichtschulunterrichts. Unsere Betriebe brauchen die klügsten Köpfe. Das bedeutet auch, einen Image-Wandel herbeizuführen und das Image der Lehre weiter zu steigern und die Investitionen in die Lehrlingsausbildung und die Lehrlingsförderung zu verstärken, denn die Lehrlinge von heute sind die Facharbeiter von morgen. (Beifall bei der FPÖ.) Daher ist die verstärkte Förderung der Lehrlingsausbildung vor allem in den Sparten der Mangelberufe ein probates Mittel, um mehr junge Menschen von der Lehre zu überzeugen und so zukünftig mehr Fachkräfte aus der eigenen Lehrlingsausbildung zu erhalten. Neben der gesellschaftlichen Attraktivierung der Lehre muss auch die finanzielle Attraktivierung stattfinden. Mit der Abschaffung der Meisterprüfungskosten ist hier ein erster Schritt seitens des Bundes gesetzt. Doch dieser allein ist nicht ausreichend. Auch die Kosten für die Vorbereitungskurse für Meister- und Befähigungsprüfungen sind abzuschaffen, um mehr Menschen einen Anreiz für die Meisterprüfung zu geben und finanzielle Hürden abzubauen. Und auch im Sinne der Gleichberechtigung, verglichen mit Studierenden, ist die Übernahme der Kosten für die Vorbereitungskurse seitens des Bundes nur gerechtfertigt. Und werte Kollegen der SPÖ zu eurem Abänderungsantrag: Ich bin persönlich ein großer Befürworter der Lehre mit Matura. Ich habe selbst einen Lehrlingsbetrieb und ich freue mich immer, wenn meine Lehrlinge zu mir kommen und sagen, sie wollen Matura machen. Ich versuche sie auch bestmöglich zu unterstützen. Aber mit der geforderten Maßnahme macht ihr es kleinen und mittleren Betrieben – wie ich einen habe – wahnsinnig schwierig, die auf die Arbeitskraft des Lehrlings angewiesen sind, wenn ihr den entsprechend verpflichtend aus der Arbeitszeit rausnehmt. (Abg. Pfister: Weiterlesen ... was steht da drin?) Darüber hinaus (Unruhe bei Abg. Pfister.) ... Herr Kollege ... darüber hinaus beraube ich dem Lehrling sein stärkstes Asset, nämlich der praktischen Erfahrung, wenn ich ihn aus dem Betrieb herausnehme. Damit werden wir den Abänderungsantrag ablehnen. (Unruhe bei der SPÖ.)
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.
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