Zusammenfassung
Antrag des Gesundheits-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-2339-1/A-3/762-2022 – Psychologische Beratungsleistungen an Niederösterreichs Schulen sicherstellen
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Vesna Schuster (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Ich möchte Sie bitten, dass Sie mir jetzt in dieser Rede nicht nur als Abgeordneter, die dazu spricht, zuhören, sondern vor allem als Mutter. Ich möchte als betroffene Mutter dazu etwas sagen. Es geht nicht um Parteifarben, es geht auch nicht um Wahlen. Das alles ist unwichtig, wenn wir über unsere Kinder sprechen, wenn wir über die mentale Gesundheit unserer Kinder sprechen. Ein glückliches, zufriedenes, lächelndes Kind mit einem Kopf und Herzen voller Zukunftspläne – so kenn man diesen Jugendlichen seit vielen Jahren. Unerschütterlich, hilfsbereit, ehrgeizig, unternehmungslustig, großartig in der Schule, geht gerne hin und dann? Ein Schnitt: darf keine Freunde treffen, sieht keine Gesichter mehr, weil jeder eine Maske im Gesicht trägt, Homeschooling mit Professoren, die teilweise sehr schwer bis gar nicht neue Kommunikationsmethoden und Plattformen annehmen wollen, auch nicht können, weil sie das nie gelernt haben. Mitten in die ganz schlimmen Corona-Maßnahmen fällt der 18. Geburtstag. Keine Party. Nicht erlaubt. Es gibt nichts zu feiern. Die Ansagen der ÖVP an Kinder und Jugendliche waren klar: Bleib zu Hause, sonst steckst du deine Oma an und du bist schuld, wenn sie stirbt. Die Wesensveränderung bekommt man nicht sofort mit. Aber nach und nach merkt man, dass das Kind oder der Jugendliche ein anderer Mensch wird. Wenn man das Gespräch sucht, erfährt man auch nicht viel, denn der Jugendliche wird immer verschlossener, bis man dann eines Tages nach Hause kommt, die Tür aufmacht und das Kind laut weinend und zitternd am Boden liegen sieht. Eine Umarmung, festhalten, drücken, gut zureden, besorgt und voller Angst. Auf die Frage: „Was ist passiert? Was ist los?“ folgt die Antwort: „Es ist alles zu viel, alles zu viel.“ Und wenn sich solche Vorfälle häufen, wenn dies immer öfter passiert, wenn man trotz aller Bemühungen einfach nicht weiterkommt, nicht helfen kann, dann sucht man professionelle Hilfe. Man sucht professionelle Hilfe, aber man findet sie nicht – außer man hat in drei Monaten Zeit, denn vorher gibt es keine freien Termine. Psychologen sind ausgebucht. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind überfüllt, weil sehr viele Kinder und Jugendliche leiden. Man ist dankbar für jede Minute, in welcher das Kind ein wenig lächelt, ein paar Sätze spricht. Aber im Grunde ist man sich dessen bewusst, dass das jetzt ein anderer Mensch ist: leer, depressiv, unglücklich, planlos und keinen Sinn mehr im Alltag sieht. Sehr viele dramatische Szenen und Details habe ich jetzt hier ausgelassen. Wo stehen wir heute nach fast drei Jahren Pandemie, nach so viel Schaden, welcher angerichtet wurde? Wie geht es unseren Kindern? Wie geht es unseren Jugendlichen? Wie geht es den Schülern? Die Psychologen sind nach wie vor für Monate ausgebucht. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind nach wie vor überfüllt und die Schulpsychologen restlos überfordert. Ein Schulpsychologe auf tausende Schüler. Schüler erzählen, wie sich ihre Klassenkameraden verändert haben. Der eine redet nicht mehr, der andere muss Antidepressiva einnehmen. Sie sagen: „Wir sind anders geworden.“ Viele Erwachsene, viele Entscheidungsträger haben die extreme Belastung von Kindern und Jugendlichen unterschätzt oder gar nicht erst ernst genommen. Es ist verdammt nötig und dringend, Handlungen zu setzen. Und es ist ein verdammt ernstes Thema – da spreche ich jetzt die Volkspartei an – um mit nichtssagenden § 34-Anträgen die Verantwortung auf den Bund zu schieben, irgendwann wieder Sesselkreise zu bilden und wieder Jahre verstreichen zu lassen, in denen nichts, absolut nichts passiert, was diesen Kindern und Jugendlichen hilft. Dass Sie Ihre Spielchen spielen, ist uns hier allen klar. Sie haben aber eine rote Linie überschritten. Für die Aufstockung von dringend benötigten Psychologen, Schulpsychologen und für die Hilfe, die unsere Kinder brauchen, setzen Sie sich hin und schreiben einen inhaltsleeren 34-Antrag. Ein Blabla ... „an die Bundesregierung heranzutreten und gegebenenfalls bei sich abzeichnenden Bedarf erforderliche Aufstockungen vorzunehmen." Auf welchem Planeten leben Sie? Der Bedarf besteht schon längst. Aber es ist Ihnen offensichtlich egal und denken Sie bitte daran: Ich spreche hier jetzt zu Ihnen als betroffene Mutter. Mir ist es wichtig und deswegen bringe ich meinen Antrag nochmal ein: Antrag der Abgeordneten Vesna Schuster, Landbauer, Königsberger, Aigner, Dorner, Handler, Teufel gemäß § 60 zum Antrag der Abgeordneten Schmidl gemäß § 34 betreffend psychologische Beratungsleistungen an NÖ Schulen sicherstellen betreffend verstärktes Angebot von psychologischer Betreuung an Niederösterreichs Schulen (liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die NÖ Landesregierung wird ersucht, im eigenen Wirkungsbereich und in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung für einen niederschwelligen Zugang und temporären Ausbau des Angebots von psychologischer Betreuung an Niederösterreichs Schulen zu sorgen.“
Nehmen Sie dieses Thema bitte ernst und tun Sie, was ein Land tun muss! (Beifall bei der FPÖ.)
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.