Zusammenfassung
Antrag des Gesundheits-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-377/XX-2024 – Sozialarbeit an NÖ Landeskliniken
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Mag. Moser, MSc(GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich kann den Argumenten meiner Vorrednerin voll inhaltlich recht geben. Mir ist dieser Antrag auch deswegen so wichtig, weil ich immer häufiger mit Situationen konfrontiert bin, wo Menschen nach einem Unfall, nach einer schweren Erkrankung mit einer Situation konfrontiert sind, die ihnen völlig neu ist und wo sie Unterstützung brauchen. Und es gibt auch Patientinnen, deren soziale Probleme durch einen Krankenhausaufenthalt erst ans Licht kommen. Zum Beispiel die Alleinerzieherin, die ihre Kinder eine Zeit lang nicht selber versorgen kann und wo dann plötzlich Schulden und eine prekäre Wohnsituation auftauchen. Oder ein Mann, der seine 80-jährige Frau nach einer Krebsbehandlung pflegebedürftig nach Hause nehmen kann und er nicht weiß, wie er die weitere Behandlung und Pflege organisieren soll. Das Entlassungsmanagement drückt ihm eine Liste mit Anbietern von Hauskrankenpflege in die Hand und wünscht alles Gute. Ich mache dem Entlassungsmanagement keine Vorwürfe. Sie haben meist wenig Wochenstunden und unzählige Patientinnen und Patienten, die entlassen werden sollen. Außerdem haben sie auch genügend andere Aufgaben. Die Unterstützung im psychosozialen Bereich muss auch früher ansetzen und nicht erst bei der Entlassung und von dafür ausgebildeten Mitarbeiterinnen. Es geht immerhin nicht nur um Dinge wie Pflegebett, Pflegegeld und Hilfsmittel, sondern neben diesen ganz praktischen Dingen und der Sorge um das physische Weiterkommen, ist die psychosoziale Situation unbedingt zu berücksichtigen, weil sie für den Genesungsprozess enorm wichtig ist. Und dafür braucht es eben die Sozialarbeiterinnen. Patientinnen im Krankenhaus haben häufig durch die Verschränkung sozialer und gesundheitlicher Belastungen komplexe Problemlagen. Und hier greift die klinische Sozialarbeit ein. Probleme innerhalb der sozialen Dimension von Gesundheit reichen – wie schon gesagt – von lebenspraktischen, alltäglichen Fragestellungen über sozialrechtliche Anliegen bis hin zu spezifisch gesundheitsbezogenen Bedürfnissen. Sozialanamnese, Krisengespräche, Information bei rechtlichen und finanziellen Problemen, Vorsorge und Vertretungsmöglichkeiten, Existenzsicherung und vieles mehr zählen zu den Aufgaben der Sozialarbeiterinnen. Dabei wichtig ein ganzheitlicher Blick auf die Menschen und deren spezifische Bedürfnisse. Die Fähigkeit zur passgenauen Beratung, zur Koordinierung von Netzwerken, sowie der interdisziplinären Zusammenarbeit sind zentrale Kompetenzen von klinischen Sozialarbeiterinnen. Sie haben Expertise in der psychosozialen Beratung, Behandlung und Prävention bei schweren Belastungen, Krisen und psychischen, sozio- und psychosomatischen sowie chronischen Erkrankungen. Es ist nicht nur wichtig für die Betroffenen selber, sondern auch für die Angehörigen, denn gerade sie sind es, die eine große und meist belastende Verantwortung für die Patientin haben und wissen müssen, wo sie sich Unterstützung holen können. Sozialarbeit sollte im klinischen Alltag selbstverständlich und nicht mehr wegzudenken sein und trotzdem gibt es in Niederösterreich viele Landeskliniken, in denen keine Sozialarbeiterinnen tätig sind. Und dabei werden die Lebenssituationen und Problemlagen immer komplexer und – muss man ganz ehrlich sagen – eine leicht zugängliche Erwachsenensozialarbeit gibt es in Niederösterreich gar nicht. Und auch die, die einen größeren Teil von diesen Aufgaben abdecken könnten – nämlich die Community Nurses – werden in Niederösterreich nicht ausgebaut. Es ist daher höchste Zeit, dass in den Universitäts- und Landeskliniken ausreichend Fokus auf die psychosoziale Situation der Patientinnen gelegt wird. Klinische Sozialarbeiterinnen sind unverzichtbar, um Patienten und ihren Familien in schwierigen Zeiten beizustehen und sie auf dem Weg der Genesung zu unterstützen. Das führt auch zu besseren Gesundheitsergebnissen und zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen im Gesundheitssystem. Daher unser Antrag und ich ersuche um Unterstützung. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.