Zusammenfassung
Antrag des Bildungs-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-245/A-3/18-2023 – Vollwertiges Gratis-Mittagessen für Kinder an Kindergärten und Schulen
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Mag. Scherzer(FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Landesrat! Hoher Landtag! Gratis-Mittagessen für jedes Kind – das klingt doch im ersten Moment gar nicht schlecht, oder? Wenn man sich die Sache aber nun etwas genauer ansieht, was dieser Antrag in der Form so mit sich bringt, dann sieht das Ganze schon etwas anders aus. In meiner Heimatgemeinde, in einem kleinen Kindergarten am Land, merkt man schnell, dass die Umsetzung schwierig wird. Dass hier der Kindergarten und auch die Volksschule zur Mittagszeit enden, ist nämlich nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Wie soll das mit dem Mittagessen dann funktionieren? Sollen die Eltern dazu animiert werden, die Kinder länger in der Betreuungseinrichtung zu lassen als sie das eigentlich wollen, um dieses Gratis-Mittagessen in Anspruch nehmen zu können? (Heiterkeit bei Abg. Mag. Kollermann, Abg. Mag. Collini und Abg. Schindele.) Sehen wir uns das anhand eines praktischen Beispiels an: Das Kind fährt aktuell jeden Tag um 11:45 Uhr mit dem Kindergartenbus nach Hause, wo die Mutter bereits das Essen vorbereitet, dass sie das gemeinsam mit den Kindern zu sich nehmen kann. (Heiterkeit bei Abg. Mag. Collini und Abg. Schindele.) Wenn nun das Gratis-Mittagessen eingeführt wird (Abg. Mag. Suchan-Mayr: Kann die Mutter nicht mehr kochen.) und es bei der Familie ohnehin finanziell eng ist, dann möchte diese vermutlich auch das Gratis-Mittagessen in Anspruch nehmen. Dafür müssten nun aber die Kinder auch länger in den Betreuungseinrichtungen bleiben. Zusammengefasst würde das also bedeuten, dass es das Mittagessen in dem Fall nur im Abtausch mit der Zeit in der Familie gibt. An dieser Stelle möchte ich es auch erwähnen, dass ich es beinahe skandalös finde, wenn im Begründungstext des Antrags davon die Rede ist, dass durch das Gratis-Mittagessen mehr Zeit für das gemeinsame Familienleben bleibt. (Beifall bei der FPÖ und Präs. Waldhäusl.) Also ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber die gemeinsame Mahlzeit mit der Familie sehe ich eher durchaus positiv an und keineswegs als Belastung. Nun aber zurück zu unserem Praxisbeispiel. Wir haben ja festgestellt, dass dieses Gratis-Mittagessen nur von jenen Kindern in Anspruch genommen werden kann, welche eben über Mittag in den Betreuungseinrichtungen bleiben. Selbst, wenn sie das eigentlich nicht müssten bzw. ihre Eltern diese Kinder lieber nicht so lange in den Einrichtungen fremdbetreuen lassen möchten. Darüber hinaus ergibt sich dann auch noch eine Reihe an weiteren Problemen, wenn die Kinder nun extra für das Gratis-Mittagessen in den Betreuungseinrichtungen bleiben. Es werden am Nachmittag mehr Pädagoginnen benötigt, obwohl es hier ohnehin schon zu wenige gibt und die vorhandenen meist an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Es entstehen höhere Kosten auch für den zusätzlichen Betreuungsaufwand. Die gemeinsame Zeit beim Essen in der Familie geht verloren und so weiter und so fort. Darüber hinaus werden im Antragstext Kosten von 4 Euro pro Mahlzeit angenommen. Auch das könnte spannend werden. Aus Erfahrung so im Bereich „Essen auf Rädern“ weiß ich, dass eher wenige Gasthäuser Mittagsteller um 4 Euro anbieten, welche zudem dann noch frisch gekocht, gesund und auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt sein müssen. Sollte man dennoch das Glück haben, solch ein Gasthaus zu finden – wie kommt das Essen dann in den Kindergarten oder die Schule? Man darf ja nicht davon ausgehen, dass gleich neben jeder Bildungseinrichtung gekocht wird und somit wird das Essen dann auch wohl transportiert werden müssen. Vermutlich werden diesen Transport dann nicht auch noch die Wirte selbst zum All-Inclusive-Preis von 4 Euro anbieten, zumal sie hier ja ohnehin schon nicht viel verdienen werden. Die Pädagogen werden wohl auch nicht die Kapazitäten haben mit dem Mittagessen durch die Gegend zu fahren und ehrlich gesagt sehe ich das auch nicht als ihre Aufgabe an. Und wer ist dann für den Transport zuständig? Die Gemeinden werden sicherlich auch keine Freude haben, dafür aufkommen zu dürfen. Auf weitere Themen wie notwendige Infrastruktur, Essensräume, zusätzliche Reinigung, eventuelle Allergien und Unverträglichkeiten der Kinder oder die Tatsache, dass viele Kinder schlichtweg nur sehr begrenzte Auswahl an Speisen essen (Heiterkeit bei Abg. Mag. Collini, Abg. Mag. Kollermann, Abg. Mag. Suchan-Mayr und Abg. Schindele.) möchte ich hier gar nicht näher eingehen. Dennoch müssten diese Themen bei einer Umsetzung solch einer Aktion sicherlich bedacht werden. Wie sie also schon sehen, sehr geehrte Damen und Herren, da wurde wieder einmal eine nette Idee in den Raum geworfen, welche nicht zu Ende gedacht wurde. Einem Antrag, welcher zudem an die Bedingung gebunden ist, dass die Eltern die Kinder länger in den Betreuungseinrichtungen lassen als diese sonst notwendig wäre bzw. sie das eigentlich möchten, können wir nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.
Zur Person
Kontaktdaten
- Wohnbezirk:
- Gmünd
- Klub/Fraktion:
- FPÖ Niederösterreich Landtagsklub
- Wahlpartei:
- Freiheitliche Partei Österreichs