Zusammenfassung
Antrag des Wirtschafts- und Finanz-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-223/V-1-2023 – Voranschlag des Landes Niederösterreich für das Jahr 2024
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Präs. Prischl(SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Liebe Frau Landesrätin! Hoher Landtag! Die meisten von uns hier herinnen in diesem Raum erinnern sich sicherlich an das Jahr 1986. Damals war das Land auf der Suche nach einer Hauptstadt und zwar mit dem Slogan „Ein Land ohne Hauptstadt ist wie ein Gulasch ohne Saft“. Eine Aussage, die ich ebenso auf die Kultur umlegen kann, denn ein Leben – zumindest für mich – ohne Kultur ist wie ein Gulasch ohne Saft, eine trockene und sehr unzufrieden machende Angelegenheit. So wie der Saft mit all seinen geschmackvollen Gewürzen und Zutaten zum Gulasch gehört, gehören Kunst und Kultur zur Identifikation unseres Landes Niederösterreich. Seit es den Homo sapiens gibt, existiert die Kultur. Niemals und nirgends auf der Welt gab es je eine Gesellschaft ohne Kunst und Musik. Niederösterreich hat sich in den letzten Jahren als modernes und weltoffenes Kulturland etabliert. Kunst und Kultur darf und soll alle Altersgruppen ansprechen. Das gelingt am besten mit der Einbindung von gleichberechtigten Partnern. Wichtig ist vor allem, die junge Bevölkerung für Kultur zu begeistern. Dazu werde ich auch einen Resolutionsantrag betreffend Einrichtung eines NÖ-Kulturguthabens für junge Menschen in Niederösterreich einbringen. Mein Redeschwerpunkt heute zum Kulturbudget ist die Landeskulturhauptstadt St. Pölten. Der Bewerbungsprozess als europäische Kulturhauptstadt war Anstoß für viele spannende Kulturprojekte. Das Land in enger Kooperation, also Schulter an Schulter mit der Stadt, Kulturbetriebe Seite an Seite mit Produktions- und Handelbetrieben, Stadtplanende mit Touristikfachleuten, Hochschulen mit Pflichtschulen, diverse Vereine, die freie Kunstszene und die Bevölkerung brachten viele, viele Ideen ein. Insgesamt wurden 300 Einreichungen abgegeben. Obwohl St. Pölten nicht den Zuschlag bekommen hat, konnte aus diesem Potenzial, das erarbeitet wurde, dank des raschen Reagierens vom Land NÖ und der Stadt St. Pölten Großartiges entstehen. Viele Projekte, die sich aus diesem Prozess entwickelt haben, werden nun unter dem Titel „Landeskulturhauptstadt 2024“ umgesetzt. Eines der Herzstücke – der Präsident hat es auch schon erwähnt – ist für mich das Kinderkunstlabor. Diese von Stadt, Land und Bund gemeinsam finanzierte Einrichtung, wenige Gehminuten von hier entfernt, wird im Sommer nächsten Jahres eröffnet und erregt jetzt schon international große Aufmerksamkeit. Das neue Ausstellungshaus ist ein Ort der Begegnung zwischen Kindern bis 12 Jahren, zeitgenössischer Kunst und Künstlerinnen. Diese Kunstproduktionen werden in engem Dialog mit den Kindern der Kunst-Ideenwerkstatt und den Kinderbeiratsgruppen entwickelt. Ich weiß nicht, ob allen das bekannt ist: Es wurden viele, viele Kinder eingebunden in diesen Prozess – also eine lernende Institution mit forschender Begleitung. Vor allem wird das Interesse an Kunst- und Kulturangeboten geweckt. Die Kinder können ihre schöpferische Kraft entfalten und experimentieren. In einer ersten Ausstellung, die ich besuchen durfte – nämlich „Träume von Räumen“ – konnte ich mir einen guten Einblick in diese Institution, die im Altoonapark entstehen wird, holen. Ein weiteres wirkliches Leuchtturmprojekt – wurde schon mehrmals jetzt genannt – ist die ehemalige Synagoge in der Dr.-Karl-Renner-Promenade, ebenfalls wenige Gehschritte von hier entfernt. Gemeinsam mit dem Institut für jüdische Geschichte in Österreich entsteht hier eine neue Kulturinstitution. Nicht als Museum, sondern als hochspannender Ort geschichtlicher und künstlerischer Auseinandersetzung, in Form von Installationen, Diskussionen, Konzerten und einem neuen jüdischen Kunst- und Kulturfestival. Im Rahmen eines Besuchs einer Berliner Delegation hatte ich die Gelegenheit – gemeinsam mit unserem Präsidenten – die Baustelle zu besichtigen. Die Direktorin Martha Keil hat uns den Gedanken dahinter so erklärt: Jüdische Geschichte besteht nicht nur aus Verfolgung. Jüdisches Leben blühte vor der Shoah und es blüht heute. Wenn auch nicht mehr in St. Pölten. Doch in der ehemaligen Synagoge wird diese Qualität erlebbar werden. In meiner Funktion als Kulturbereichssprecherin möchte ich mich bei allen, die im Kunst- und Kulturbereich tätig sind, sehr herzlich für ihr großartiges Engagement und für ihre großartige Arbeit bedanken. (Beifall bei der SPÖ.) Diese Begeisterung ist in allen Teilen Niederösterreichs und in den vielfältigen Kulturausprägungen zu spüren und zu erleben. Gehen wir gemeinsam mit Kunst und Kultur in Richtung Zukunft! Einen Verbesserungsvorschlag habe ich nun doch anzubringen und zwar: Kulturguthaben für junge Menschen. Nach Jahren der Pandemie und der gegenwärtigen Teuerungskrise darf Kultur nicht zu einem Luxusgut werden. Gerade junge Menschen sind von diesen Entwicklungen besonders betroffen, da oftmals das Geld dafür fehlt, da die Familien gerade einmal ihre Grundbedürfnisse decken können. Mit einem einmaligen Kulturguthaben in der Höhe von 200 Euro für alle 18-jährigen Niederösterreicherinnen wird das dem Kulturland Niederösterreich ... wäre es ein Vorbild. Also das würde ich hier einreichen. Ich habe auch einen Resolutionsantrag jetzt vorbereitet. Den bringe ich jetzt hiermit ein. Dieser Resolutionsantrag lautet folgendermaßen (liest:)
„Der Hohe Landtag wolle beschließen:
Die NÖ Landesregierung wird aufgefordert, ein NÖ-Kulturguthaben für junge Menschen in Niederösterreich, in Anlehnung an den „Kulturpass“ in Deutschland, auszuarbeiten und zu beschließen, mit welchem alle 18-jährigen Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher – 2023 waren das 17.602 – ein einmaliges Kulturguthaben in der Höhe von 200 Euro erhalten können, welches ab Erhalt zwei Jahre lang für Kulturzwecke in Niederösterreich genutzt werden kann. Das Kulturguthaben ist dabei an eine Antragstellung geknüpft. Die budgetären Mittel von rund 3,5 Millionen Euro jährlich werden hierfür aus dem laufenden Budget bereitgestellt.“
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.
Zur Person
Kontaktdaten
- Wohnbezirk:
- St. Pölten
- Klub/Fraktion:
- Klub der Sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Niederösterreichs
- Wahlpartei:
- Sozialdemokratische Partei Österreichs