Zusammenfassung
Antrag des Wirtschafts- und Finanz-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-223/V-1-2023 – Voranschlag des Landes Niederösterreich für das Jahr 2024
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Präs. Mag. Wilfing (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Hoher Landtag! Jede und jeder von uns nimmt das Jahr über an unzähligen Veranstaltungen mit Kunst- und Kulturhintergrund teil und hört dort auch, wie die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher über Kunst und Kultur denken und wie gerade auch Künstlerinnen und Künstler mit der Kulturpolitik unseres Landes in großem Einvernehmen sind. Ich denke, dass es kaum einen Kompetenzbereich des Landes NÖ gibt, der eine dermaßen hohe Erfolgsgeschichte aufweist, wie eben Kunst und Kultur in den vergangenen Jahrzehnten. Das hat sicher auch damit zu tun, dass – wenn man sich die Aufgabenverteilung in unserer Landesregierung ansieht – seit mehr als 30 Jahren Kultur immer Chefsache war. War das früher Erwin Pröll, ist es heute Johanna Mikl-Leitner und das zeigt auch, wenn man sich diese Ressortzuständigkeit ansieht, dass Kulturpolitik bei uns nie als eine schlichte Fußnote in der Landespolitik gesehen wurde, sondern immer mit großer Power betrieben wurde. Ich denke, das ist darum auch so wichtig, weil es auch als ein gesellschaftspolitisches Selbstverständnis des Landes NÖ zu werten ist, dass wir uns dazu bekennen, dass wer in einer freien parlamentarischen Demokratie leben will, die Freiheit der Wissenschaft und die Freiheit der Kunst ernstnehmen muss, uns ganz großschreiben muss. Wer dieser offenen Gesellschaft im Sinne Karl Poppers „Das Wort redet“ trägt auch die Verantwortung dafür, dass mit öffentlichen Geldern, dass mit öffentlicher Unterstützung die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich das Leben der Menschen auch im Sinne der Kunst und Kultur frei entfalten kann. Das beginnt bei uns in Niederösterreich bei den Kindern mit unseren Musikschulen, reicht über die konkrete Förderung von Kunst und Kultur bei den Künstlerinnen und Künstlern bis hin – und da kann ich ebenfalls nur Lob aussprechen – zum professionell gemanagten Kunst- und Kulturbetrieb wie bei unser NÖKU, unserer niederösterreichischen Kultur. Meine geschätzten Damen und Herren, unser aller Leben verläuft auf vielen Linien, oft auch in eigenen Bahnen und letztlich bei jedem auf seine Weise in eben mehr oder minder den ganz eigenen Bahnen. So bildet sich für jeden von uns ein subjektives Weltbild, das wir – jeder für sich selbst – für wahr erachten. Vor kurzem habe ich einen Vortrag der Rotraud Perner gehört, die gesagt hat: „Man braucht sogar Vorurteile, um sich selbst verorten zu können, nur muss man sie immer wieder hinterfragen, ob sie auch noch immer die richtigen sind.“ Gerade dafür, um sich zu hinterfragen, brauchen wir Kunst. Denn Kunst darf und soll bewegen. Im Idealfall gelingt die individuelle Förderung von Kreativität und die Sichtbarmachung von Dingen und Zusammenhängen, die vielleicht vorher von uns nicht gesehen wurden, vielleicht auch nicht gesehen werden konnte oder wollte und die im Idealfall – und ich kann das für mich jedenfalls so sagen – unseren eigenen Horizont sehr oft erweitert. Die niederösterreichische Kulturpolitik ist am besten greifbar zu machen im Spannungsfeld zwischen zwei Zitaten. Zum einen zwischen dem Bonmot von Kabarettist Werner Finck, der gemeint hat: „Da, wo es zu weit geht, fängt die Freiheit der Kunst erst an“ und dem Erich Kästner-Satz „Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht auf ihm sitzenbleiben.“ Und wir, glaube ich, in Niederösterreich haben bewiesen, dass wir nicht bei Kunst und Kultur auf unseren Standpunkten sitzenbleiben, sondern dass wir diese ständig hinterfragen, sehr offen gestalten und gerade auch in der letzt aktualisierten Kulturstrategie 2021 mit diesen vier Leitlinien PARTIZIPATIV, um eben nach kultureller Teilhabe für jede und jeden Einzelnen zu streben, KREATIV, um neue Wege durch Innovationen zu fördern, KOOPERATIV, um die Tragkraft der Vernetzung, des Miteinanders, des Gemeinsamen zu stärken und eben DIVERS, um Vielfalt und Gleichberechtigung große Chancen zu geben. Wenn wir uns daher die Handlungsfelder, die für 2.024 festgeschrieben sind, ansehen – nämlich Modellregionen für Kunst und Kultur, Kultur und Tourismus, Nachhaltigkeit und Klimaverantwortung, Digitalisierung, Kinder- und Familie – dann zeigt das, dass genau nach diesen Prinzipien gelebt wird. Ich möchte bewusst diese Modellregionen für Kunst und Kultur heute in den Mittelpunkt rücken, weil es zeigt, dass wir zum einen – und damit ist auch gleich der Tourismus verbunden – das große Glück in Niederösterreich haben, kulturelle Schätze wie Stifte, Schlösser, Museen, Galerien und so weiter zu haben und daher mittlerweile gerade im Sommer ein Mekka der Festivals sind und das Sommertheater alljährlich neue bessere Zuseherzahlen aufweisen kann, aber gleichzeitig auch im nächsten Jahr St. Pölten als unsere Landeshauptstadt auch zur Kulturhauptstadt 2024 zu machen, wo wir eben – und ich habe mir erst vor kurzem die Baustelle angesehen mit der Sanierung, Renovierung der Synagoge – einen sehr, sehr interessanten Platz zur Diskussion schaffen werden, mit der Domplatzneugestaltung, einem Festival der Gegenwartskultur, die Tangente auch mit hier schaffen können und das Kinderkunstlabor gerade auch für Familienarbeit in der Kunst großartige Möglichkeiten bieten wird. Ich bin davon überzeugt, dass neben der ausgezeichneten Arbeit, die Festspielhaus, Bühne im Hof oder das Landestheater schon bisher leisten, mit diesen neuen Anstrengungen, die 2024 gemacht werden, dann einmal schaffen werden, wir es schaffen werden überregionales Publikum anzuziehen und diese Modellregion St. Pölten, weil es ja auch um die Umgebung geht und auch um die umliegenden Gemeinden geht, hier den Menschen vor Ort neue Zugänge zu Kunst und Kultur ermöglichen wird. Meine geschätzten Damen und Herren, unsere Musikschulen – und das ist die Basis all dieser Arbeit – sind nicht nur Bildungseinrichtungen, sondern vielmehr kulturelle Schatzkammern, die die reiche Vielfalt unseres Landes prägen und unverzichtbare Kulturträger in den jeweiligen Regionen sind. Aktuell haben wir 2.300 bestens geschulte Musikschullehrkräfte mit über 60.000 Schülerinnen und Schülern an 125 Musikschulen in 505 Musikschulgemeinden und ermöglichen somit wirklich jedem Kind in der jeweiligen Region seinen Musikschulunterricht. Die beste Bilanz, die man hier ziehen kann, sind nicht unsere großartigen Künstlerinnen, Künstler, unsere Blasmusikkapellen, ist nicht nur die Kooperation der Schule, wo wir auch über 10.000 Kinder haben, die hier mit Blasmusik in Berührung kommen in den einzelnen Förderklassen, sondern auch Prima la musica, wo wir bundesweit seit Jahren die meisten ausgezeichneten Plätze belegen und damit jenes Bundesland geworden sind, in den vergangenen 30 Jahren, das früher vom letzten Platz heute am ersten Platz hier beheimatet ist. Ich denke, dass wir wirklich aus Überzeugung stolz auf diese Kulturpolitik unseres Landes sein können, wo es gar nicht darum geht, dass wir vorgeben, was zu passieren hat, sondern diese Freiheit der Kunst hoch schätzen und damit ein großartiges Biotop für Kunst in diesem Land sind. Ich bin dankbar dafür, dass manche Fraktionen schon angekündigt haben, dass – auch wenn sie in anderen Bereichen hier dem Budget nicht zustimmen – bei Kunst und Kultur zustimmen werden, weil sie auch diese Vorbildfunktion des Landes anerkennen und bin jetzt schon gespannt – sollte die SPÖ nicht zustimmen – wo sie diesmal das berühmte Haar in der Suppe findet. Danke und ich bin davon überzeugt, dass wir weiterhin auf Kunst und Kultur setzen können und das auch setzen werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.
Zur Person
Kontaktdaten
- Wohnbezirk:
- Mistelbach
- Klub/Fraktion:
- Landtagsklub der Volkspartei Niederösterreich
- Wahlpartei:
- LH Johanna Mikl-Leitner VP Niederösterreich