Zusammenfassung
Antrag des Landwirtschafts-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-160/B-14-2023 – Berichte Ressort Landwirtschaft im Jahr 2022 – A: Wirtschaftliche und soziale Lage der Land- und Forstwirtschaft in Niederösterreich (Der Grüne Bericht); B: Gebarung und Tätigkeit des NÖ landwirtschaftlichen Förderungsfonds; C: Tätigkeit und Wahrnehmungen der Land- und Forstwirtschaftsinspektion
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Hörlezeder (GRÜNE): Geschätzter Herr Präsident! Hoher Landtag! Ein wesentlicher Fakt, den wir in Wahrheit alle kennen und der im vorliegenden Landwirtschaftsbericht untermauert wird, ist die strukturelle Veränderung der Landwirtschaft in Niederösterreich in den vergangenen 30 Jahren. Wenn man es so schwarz auf weiß vor sich hat, da schreckt man schon einmal auf. Seit 1990 haben wir fast die Hälfte unserer landwirtschaftlichen Betriebe in Niederösterreich verloren – um genau zu sein 46 %. In Zahlen: Wir sind von 70.000 auf 37.450 Betriebe geschrumpft und das zeigt eigentlich diese rasante Entwicklung der Agrarinfrastruktur, die sich in den letzten Jahren Gott sei Dank etwas verlangsamt hat. Unsere Landwirtschaft ist im internationalen Vergleich immer noch sehr klein strukturiert, trotzdem wachsen die Flächen und somit auch die Betriebsgrößen aber ständig, was natürlich mit der internationalen Konkurrenz – vor allem mit dem europäischen Agrarmarkt – zu tun hat. Sehr positiv ist die Entwicklung der Biobetriebe in Niederösterreich. Die Anzahl der Biobetriebe ist in den vergangenen 15 Jahren um ein Drittel gestiegen. Die biologisch bewirtschafteten Flächen haben sich beinahe verdoppelt und auch die Anzahl der Biobetriebe mit Tierhaltung ist deutlich gestiegen. Das ist gut. Aber noch einmal zurück zur internationalen Konkurrenz, zu einer Folge der Liberalisierung der Märkte und letztlich zu einer Folge der Globalisierung. Wo wir nämlich konkret ein Problem haben, das ist ... und das sich noch um einiges verschärfen wird in Zukunft ... ich sage es ganz plump ... das ist Fleisch aus Südamerika. Billig produziertes Fleisch von Betrieben mit Größen, die für uns da eigentlich kaum vorstellbar sein, drängen immer mehr auf den europäischen Markt und natürlich auch auf den niederösterreichischen und das bringt mich – und dieser Sidestep muss schon sein – (Dritte Präsidentin Prischl übernimmt den Vorsitz.) zu einem ganz anderen Thema – nämlich zu dem sehr komplexen Thema der Handelsabkommen – der Kollege Hofer-Gruber hat es schon kurz angeschnitten – insbesondere zum Thema „Mercosur“. Das birgt nämlich wirklich weitere Risken für die Landwirte. Da kann es dann wirklich sein, dass das argentinische Rindfleisch in rauen Mengen zur unmittelbaren Konkurrenz für unsere regionalen Bäuerinnen und Bauern wird und ich glaube, das sollten wir verhindern. Ich muss, glaube ich, nicht skizzieren, wohin das führen wird. Jedenfalls würde das aus meiner Sicht zu einem weiteren Bauernsterben – wenn man das so bezeichnen will – führen und dafür sind wir GRÜNE mit Sicherheit nicht zu haben, (Beifall bei den GRÜNEN.) wobei es mich schon interessieren würde wie die ÖVP zum Thema „Mercosur“ steht, aber dieser Antrag wird ja immer weitergeschoben. Ich hoffe, wir werden ihn irgendwann debattieren können. Was wäre wichtig? Was muss sich ändern in der Landwirtschaft in Niederösterreich? Wir müssen schauen, dass wir die Unabhängigkeit von Lebensmitteln aus dem Ausland stärken, die heimischen Landwirtschaftsbetriebe stärken und vor allem, dass wir den Selbstversorgungsgrad erhöhen, insbesondere – wir haben es eh schon gehört – bei Obst und Gemüse erreichen wir den ganz und gar nicht. Da schaffen wir nicht einmal die Hälfte dessen, was wir für uns selbst eigentlich brauchen. Es müssen Anreize gesetzt werden, dass die Quote nicht weiter rückläufig wird, dass die landwirtschaftlichen Betriebe in Niederösterreich nicht weiter weniger werden und auch das Berufsbild der Landwirtin, des Landwirts muss verbessert werden. Es wäre auch zielführend, wenn man Akzente setzt, um die Direktvermarktung und somit die Regionalität zu stärken und so die Abhängigkeit der Landwirtinnen und Landwirte von den großen Handelsketten etwas senkt. Man muss, glaube ich, auch ehrlich sein: Landwirtinnen und Landwirte sind gleichzeitig Unternehmer. Die müssen auch mit der Zeit gehen. Also: Die Landwirtschaft muss viel stärker in Richtung Digitalisierung und Fortschritt gehen. Es bedarf da auch meiner Meinung nach wesentlich mehr Engagements der Interessensvertretungen. Die Jungbauern, die die Höfe übernehmen, wissen eh schon, was sie machen. Die sind eh schon sehr fortschrittlich und gut unterwegs, aber die älteren Semester trauen sich halt gewisse Wege nicht beschreiten und ich denke, die muss man bei der Hand nehmen, aufklären und entsprechend unterstützen. Ich glaube, wenn das alles zusammen gelingt und die Höfe eine gesunde Größe haben in Zukunft, dann wird es der Landwirtschaft auch in Zukunft gut gehen und die Versorgungssicherheit ein Stück weiter gegeben sein. Dankeschön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.
Zur Person
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- Amstetten
- Klub/Fraktion:
- Grüner Klub im NÖ Landtag
- Wahlpartei:
- Die Grünen