Zusammenfassung
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-59/A-8/2-2023 – Sicherheit im Umgang mit dem Wolf in Niederösterreich
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Edlinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Hoher Landtag! Ein paar Anmerkungen zu den Vorrednern, die mich schon etwas gewundert haben, wenn hier die Klubobfrau Helga Krismer-Huber sich darüber wundert, dass wir nicht die Probleme der Welt hier herinnen diskutieren. Es gibt natürlich Wichtigeres als den Wolf für uns in der Welt. Da gebe ich dir recht. (Zweiter Präsident Waldhäusl übernimmt den Vorsitz.) Aber es ist nicht die Aufgabe unseres Hauses diese Probleme der Welt zu lösen, sondern die Anliegen, die bei uns im Land vorherrschen auch ernst zu nehmen und wenn du es als Minderheitenprogramm bezeichnet hast – ich glaube, da haben die GRÜNEN mehr Erfahrung darüber, für welche Minderheiten sie sich auch einsetzen und dass du das hier kritisierst, das irritiert mich schon ein wenig, genauso wie deine Bezeichnung der Dreckswirtschaften für die Landwirtschaft. Das lasse ich so nicht sitzen. 99,99 % der Betriebe arbeiten vorbildlich und ich lasse hier nicht die Landwirtschaft global als Tierquäler und als Dreckwirtschaften hinstellen, denn das sind sie nicht. (Beifall bei der ÖVP, FPÖ und Abg. Weninger.) Ich verstehe es auch nicht, wenn der Kollege der SPÖ sagt: „Mit Ängsten und Sorgen braucht man nicht spielen.“ Natürlich spielen wir nicht mit Ängsten und Sorgen, aber wir nehmen die Ängste und Sorgen ernst und wir müssen auch darüber reden wie wir den Menschen diese Sorgen und Ängste nehmen können. Das Thema „Wolf“ ist natürlich eines das zur Kontroverse einlädt und die Reden haben es ja auch gezeigt, dass es die verschiedensten Herangehensweisen gibt und Sichtweisen je nachdem, von wo aus man dieses Problem betrachtet. Auf der einen Seite sind natürlich die Vorgaben des Naturschutzes, der FFH-Richtlinie, für uns Gesetz. Dass wir den Artenschutz auch ernst nehmen, haben wir in vielerlei Hinsicht auch bewiesen. Es stellt sich aber die Frage, ob es in unserem Land den idealen Lebensraum für die großen Beutegreifer noch gibt. Dass der Wolf nach 100 Jahren zurückgekehrt ist, dass er auch bleiben wird ... davon gehe ich aus, aber es gibt in diesem Spiel – wie gesagt – die verschiedensten Herangehens- und Betrachtensweisen. Der ländliche Raum – auch wenn das viele nicht glauben, wenn nicht alle zehn Minuten eine U-Bahn oder Straßenbahn vorbeifährt – ist nicht die Wildnis. Wir sind Kulturlandschaft und diese Kulturlandschaft hat vielfältige Nutzer und vielfältige Interessen. Vonseiten der Landwirtschaft ist es natürlich so, dass die Anforderungen immer umfassender und manchmal auch unerfüllbar werden, denn die Anforderungen nach einer artgerechten und tierfreundlichen Produktion ist mit Weidehaltung verbunden. Diese Weidehaltung ist aber in manchen Regionen in unserem Land, im Waldviertel, in den alpinen Regionen oder in ganz Österreich auf den Almen durch die Wölfe zunehmend mit einem Risiko verbunden. Wenn hier immer wieder gesagt wird, welche Vorbilder es gibt an Herdenschutz, dann ist es oft so, dass der Herdenschutz teurer ist als die ganze Herde. Meine Damen und Herren, das kann es auch nicht sein, dass wir hier Unsummen investieren müssen oder wie es auch angesprochen wurde, dass Herdenschutzhunde nicht nur für den Wolf eine Bedrohung sind, sondern für die ganze Freizeit- und Tourismuswirtschaft, die von den gepflegten Almen, von den gepflegten Wiesen und den gepflegten Wäldern in unserem Land auch profitiert und der dafür die Grundlage bietet, dass sich viele Menschen in ihrer Freizeit dort aufhalten. Wenn wir feststellen, dass manche Tiere offenbar mehr Wert sind als andere, dass es einen Zwei-Klassen-Tierschutz, einen Zwei-Klassen-Naturschutz gibt, dann wird oft nicht betrachtet, dass wir 1.800 Nutztiere allein im vergangenen Jahr 2022 in Österreich verloren haben durch Wolfsrisse, durch Verletzungen durch den Wolf oder die vermisst sind, weil die Herden in Panik geraten und im Gebirge auch abgestürzt sind. Es wird nicht mehr darüber gesprochen, dass die Mufflonpopulation am Truppenübungsplatz Allentsteig verschwunden ist durch den Wolf. Es ist so, dass das ausgeblendet wird von denen, die sich freuen darüber, dass der Wolf wieder da ist und diese Freude mit dem Wolf steigt aber mit der Entfernung zu den Gebieten, in denen der Wolf tatsächlich vorkommt. Denn es sind dieselben Leute, die die Sorgen und Ängste der Menschen in den ländlichen Regionen nicht ernst nehmen, die ihre Kinder nicht mehr alleine zur Bushaltestelle gehen lassen wollen. Dieselben Menschen sagen Jungschar-, Pfadfinder- und sonstige Ferienlager im Waldviertel, in der Gemeinde Langschlag z. B., ab, weil die eigenen Kinder wollen wir dieser Gefahr nicht aussetzen. Da ist diese Diskussion dann schön langsam an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten. Wir sind ein Tourismusland, das nur davon lebt, dass wir eine bewirtschaftete Kulturlandschaft haben und diese bietet nicht für alle Wildtiere einen idealen Lebensraum. Gerade der Wolf ist auch sehr lernfähig und er wird sich der Zivilisation anpassen. Ich habe erst in den letzten Tagen wieder Bilder von Wildkameras bekommen oder ein befreundeter Bauer hat einen Film gedreht. Als er auf dem Feld angebaut hat, ist der Wolf die ganze Zeit neben ihm auf dem Feld hergelaufen. Das belegt, dass der Wolf seine Scheu vor dem Menschen verloren hat und dass es tatsächlich diese Problemwölfe gibt, genau für die auch eine entsprechende Entnahmemöglichkeit in dieser Verordnung vorgesehen wurde. In den letzten Jahren hat sich die Wolfspopulation jährlich um 30 % erhöht in Österreich und in ganz Europa. Das zeigt, dass der unbedingte Schutz dieser Art zu einer Gefahr werden lässt. Daher ist die Forderung nach einer Evaluierung des Schutzstatus für den Wolf an die EU notwendig und wird dort auch schon andiskutiert. Denn diese explodierende Population ist längst kein Beitrag mehr für Biodiversität, sondern wird zunehmend zum Problem und das nicht nur für die Weidetierhaltung, für die Jagd, sondern auch für die Sicherheit der Menschen und für die Grundlage des Tourismus in unserem Land. Es braucht daher ein Wolfsmanagement und mit der nunmehr abgeänderten NÖ Wolfsverordnung ist ein Instrument geschaffen worden, mit dem einem Kriterienkatalog entsprechend Maßnahmen gesetzt werden können bis hin zur Entnahme von auffälligen Wölfen. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, den wir hier gesetzt haben und das zeigt, dass mit Vernunft und Hausverstand Naturschutz und Sicherheit in Einklang zu bringen ist und das ist es, was wir in Niederösterreich auch für die Zukunft wollen. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und Abg. Gerstner.)
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- Landtagsklub der Volkspartei Niederösterreich
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- LH Johanna Mikl-Leitner VP Niederösterreich