Zusammenfassung
Antrag des Bildungs-Ausschusses
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-1912-1/A-3/643-2022 – Grundzüge der Finanzbildung und des Arbeitsrechts im Schulunterricht
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Mag. Hofer-Gruber (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Wenn es um Lehrpläne geht und Inhalte dieser Lehrpläne, gibt es immer wieder Begehrlichkeiten. Es gibt immer wieder Forderung nach Neuem. Aber es gibt auch Forderungen nach Entrümpelung dieser Lehrpläne. Die sind aber meist weniger konkret als das, was neu hineinkommen soll. Aber eines ist klar: Reform tut not. Die Welt hat sich verändert. Die Schule muss mehr können als sie vor 50 Jahren konnte. Nur die ÖVP-Bildungsminister haben es in den letzten Jahren und Jahrzehnten leider nicht erkannt. (Unruhe bei Abg. Ing. Ebner, MSc und Abg. Dr. Michalitsch.) Derzeit gehen sehr viele Schulabgänger ohne jedes Wirtschaftsverständnis ins Leben. Sie werden dort ins Leben entlassen. Man soll nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen. (Abg. Dr. Michalitsch: Irgendwer muss ja schuld sein, oder?) Aber über Wirtschaftsverständnis lernen sie dort nichts. Das grenzt an Fahrlässigkeit. Es ist aber auch kein Wunder, weil wenn man sich die Lehrerausbildung anschaut, ist die ja auch nicht genau praxis- und wirtschaftsnah. Wirtschaftsverständnis umfasst vieles. Wie funktioniert der Wirtschaftskreislauf? Welche Akteure gibt es da? Was bedeutet Marktwirtschaft? Was ist Leistung? Was ist Wertschöpfung? Dann Kalkulation, Haushaltsbudget … wie komme ich mit meinem Geld aus? Welche wichtigen Verträge gibt es im Alltag? Was sind Zinsen? Wie berechne ich die Belastung durch einen Kredit, den ich vielleicht aufnehme? Und natürlich auch: Was erwartet mich am Arbeitsmarkt - als Ferialpraktikant, als Lehrling, als Angestellter? Aber auch: Was unterscheidet Selbständige und Nichtselbständige bei Arbeitszeit, Risiko, Einkommensmöglichkeiten? Was heißt Steuern und Abgaben zahlen? Welche gibt es? Wozu werden die bezahlt? Wie funktioniert der Sozialstaat? Und so weiter. Das alles gehört zur Lebensbildung, zur wirtschaftlichen Lebensbildung. Aber das geht nicht im starren Korsett der 50-Minuten-Stunde am Vormittag. Wir müssen ganz anders unterrichten: vernetzt, fächerübergreifend, projektorientiert. Gerade der Bereich Wirtschaft würde sich dafür hervorragend anbieten. Man kann den Bogen spannen von Geschichte, Geographie über Mathematik bis zu Deutsch und Englisch. Zum konkreten Antrag der FPÖ: Der ist gut gemeint, zielt aber nur auf einen kleinen Bereich des Wirtschaftslebens ab. Aber gerade das Arbeitsrecht gehört leider zu den kompliziertesten Materien, die wir in Österreich haben und das ist kein Wunder. Weil die Sozialpartner, allen voran die Gewerkschaften und die Arbeiterkammer, haben in den letzten Jahrzehnten alles dazu getan, in Österreich ein völlig unüberschaubares Arbeitsrecht zu schaffen, das nur ausgewiesenen Experten zugänglich ist. Es ist schon jeder Unternehmer damit überfordert. Ich habe das schon öfters dargestellt, wie das ist, wenn man einen Mitarbeiter einmal loswerden will und dann die Arbeiterkammer kommt und da alle möglichen Forderungen stellt. Das heißt, das können nur Experten. Und das soll aber jetzt an den Schulen unterrichtet werden. Wer soll denn das machen? Der Geographielehrer? Oder holen wir gleich einen Gewerkschafter in die Schule, der das macht? Ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, dass die ÖVP als einzige Partei, meine Damen und Herren, als einzige Partei hier im Saal am 27.1., vor einem Monat, gegen unseren Antrag auf Wirtschafts- und Finanzbildung an niederösterreichischen Schulen gestimmt hat. Insofern muss ich ganz ehrlich sagen, ist der vorliegende 34-er an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Es ist wieder ein Wunschkonzert an den Bund, wie wenn uns in Niederösterreich in Bildungsfragen die Hände gebunden wären. Der Eindruck bestätigt sich, der aus diesem Satz an bekannten Chatprotokollen herauskommt: Der ÖVP geht es nicht um die Sache und der ÖVP geht es nicht um das Land, nicht um Lösungen, nicht um die Zukunft, sondern nur um sich selbst und um ihren Machterhalt um jeden Preis. Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den NEOS.)
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- Baden
- Klub/Fraktion:
- Landtagsfraktion der NEOS Niederösterreich (ohne Klubstatus)
- Wahlpartei:
- NEOS – Das Neue Niederösterreich