Zusammenfassung
gemeinsam mit TOP 7)
Verhandlungsgegenstand
- VerhandlungsgegenstandLtg.-1866/A-2/65-2021 – Erhalt des Skigebietes in Lackenhof am Ötscher
Video-Übertragung der Sitzung
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Abg. Mag. Suchan-Mayr (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Landeshauptfrau! Werte Mitglieder der Landesregierung! Hoher Landtag! Das Skifahren hat am Ötscher eine sehr lange Tradition. Viele Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen haben das Skifahren am Ötscher gelernt. Unzählige Kinderskikurse unserer Vereine, unserer Sportvereine wurden durchgeführt. Viele Familien haben dieses Skigebiet genutzt. Wäre es nun nach den ursprünglichen Plänen von Ihnen, Herr Landesrat Jochen Danninger, gegangen, wäre das zukünftigen Generationen an Skisportlern nun nicht mehr möglich gewesen. Beim Landesrat für Wirtschaft, Tourismus und Sport … da kommt der Sport anscheinend an letzter Stelle, wobei dieses Thema auch für die Wirtschaft in der Region sehr wichtig ist und besonders für den Tourismus einen hohen Stellenwert hat. Nur diesen Stellenwert hatte es anscheinend nicht, als Sie das „Aus“ des Skigebiets verkündet haben. Wer sperrt bzw. wollte unüberlegt, ohne Vorbereitung, ohne Einbindung der Betroffenen, gerade vor Saisonbeginn ein Skigebiet zusperren? Vor allem auch entgegen aller bisherigen Informationen in diesem Jahr – z. B. bei der Aktion vom SPORT.LAND.Niederösterreich, eine Initiative Ihres Ressorts, den „Skikids“ – da war bereits bei den Ausschreibungen von neun Skigebieten die Rede. Darunter auch Lackenhof am Ötscher. Dies wurde auch im Familienmagazin des Landes NÖ so beworben. Ich selbst komme aus dem Mostviertel, war selbst des Öfteren auch am Ötscher skifahren und auch bei mir hat dieses „Aus“ der Skilifte in Lackenhof Bestürzung ausgelöst, sowie bei tausenden Niederösterreichern und Niederösterreicherinnen auch. Es sind bei uns in der Region im Mostviertel unzählige Vereine betroffen, die beispielsweise – wie angeführt – die Kinderskikurse am Ötscher durchgeführt haben. Nun geht es diesen Samstag doch los. Heute Schneefall, bereits 60 cm Schnee am Berg. Beste Bedingungen. Die Menschen vor Ort haben ihr Bestes gegeben. Also los geht’s! Ski Heil! Nun lassen Sie mich in meiner Rede auch noch auf die Bedeutung des Skifahrens am Ötscher und für die gesamte Region eingehen. Viele Betriebe, Skischulen, Skiverleihe, Gastrobetriebe … die gesamte regionale Wirtschaft rund um den Ötscher ist vom Skifahren abhängig. Gerade im ländlichen Raum haben wir eine besondere Verantwortung. Wir können nicht nur darüber reden, sondern wir müssen hier auch etwas tun, attraktive Daseinsvorsorge sicherzustellen. Dazu zählt für mich auch Erholungs- und Tourismusgebiete abzusichern. Das Aussterben des ländlichen Raums muss verhindert werden. Es braucht darüber hinaus eben Konzepte für eine dauerhafte, ganzjährige Fortführung. Ganz unmittelbar hätte das Aus der Skilifte am Ötscher folgendes bedeutet: Zwölf Personen wären beim Liftbetreiber unmittelbar ohne Job dagestanden. Die Anzahl der gesamten Mitarbeiter für den Liftbetrieb sind rund das Dreifache. Knapp 50 Betriebe, Gastrobetriebe, Skiverleih, Hotels, Vermieter, Skischulen, etc. wäre der wirtschaftliche Boden unter den Füßen weggezogen worden. Rund drei Dutzend Betriebe im Umfeld wären darüberhinaus betroffen gewesen: Tankstellen, Bäcker, Bauunternehmen, Getränkehändler, andere Ausflugsziele in der Region. Millionen Umsätze für tausende Nächtigungen und auch von Tagesskigästen hätten nicht gemacht werden können. All das wäre durch die Schließung, welche kurzfristig angekündigt wurde, passiert. Durch den Einsatz von meiner Bürgermeisterkollegin Renate Rakwetz vor Ort als auch durch den Einsatz von SPÖ-Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl als auch durch den gemeinsamen Druck mit den Freiheitlichen konnte nun Gott sei Dank das Ganze abgewandt werden. (Beifall bei der SPÖ und FPÖ.) Danke nochmal, Renate, an unsere Bürgermeisterin, die heute ja auch hier ist und von der besorgten Bevölkerung, den Betroffenen, aber auch den solidarischen Skifahrern und Skifahrerinnen Unterschriften für den Erhalt des Skigebiets am Ötscher übergeben hat. Eine unglaubliche Zahl an 19.300 Unterschriften ist bis jetzt zusammengekommen. Wahrscheinlich auch ganz viele Menschen darunter, die am Ötscher Skifahren gelernt haben. Viele, die mit dem Ötscher emotional verbunden sind. Da Sie, Herr Landesrat Danninger, in Oberösterreich aufgewachsen sind, werden Sie wahrscheinlich nicht dort Skifahren gelernt haben. Jedenfalls hat man von Ihrer Seite diese Verbundenheit mit unserem niederösterreichischen Skigebiet nicht verspürt, als Sie die Schließung verkündet haben. Doch die Frage ist nun: Wie geht es weiter? Schon 2011 hat es ein Gutachten gegeben, wo sieben Skigebiete ausgemacht wurden, die regionalpolitisch und touristisch besondere Bedeutung für Niederösterreich hatten. Sechs davon waren strategisch wichtig für das Land: der Semmering, das Hochkar, Lackenhof, sowie Annaberg, St. Corona am Wechsel und Mönichkirchen. Dies war auch ein wesentlicher Grund für den Einstieg der NÖ Bergbahnen-Beteiligungsgesellschaft – heute ecoplus Alpin, eine 100%ige Tochter der Landesholding ecoplus. So weit ich informiert bin, waren Sie, Herr Landesrat Danninger, ab 2017 auch kaufmännischer Geschäftsführer in der ecoplus. Also hätten Sie das auch wissen sollen und all das sollte heute plötzlich nicht mehr gelten. Als zuständiger Landesrat und vorher Verantwortlicher in der ecoplus – wir haben schon gehört von der Managementfähigkeit – konnten Sie diese Entwicklung nicht vorhersehen? Konnten Sie zukünftige Lösungen nicht erarbeiten? Ihre Alternative wäre das Zusperren gewesen. Der Liftbetrieb am Ötscher ist offenbar nun einmal für zwei Jahre gesichert. Das heißt für die Saisonen 21/22 und 2022/23. „Jedenfalls bis 2023“ steht im ÖVP-Antrag. „Jedenfalls“ ist definiert mit „wenigstens“, „zumindest“. Also gehen wir davon aus, darüber hinaus. Deswegen haben wir auch gemeinsam mit der FPÖ hier einen Abänderungsantrag eingebracht, wo es darum geht, eine dauerhafte Fortführung der Ötscherlifte in Lackenhof auch sicherzustellen. Die Skigebiete Hochkar und Lackenhof sollen fusioniert werden. Betreffend des Skibetriebs in Lackenhof war es auch aufgrund der Tatsache, dass im ersten Quartal 2023 die Landtagswahlen stattfinden, absehbar, dass es sich die ÖVP nicht leisten wird können, den Skibetrieb am Ötscher nun früher einzustellen. Vor wenigen Tagen wurde das hier noch anders argumentiert. Mein Kollege Rainer Windholz ist ja darauf schon eingegangen. Das Land konnte oder kann aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Verantwortung gegenüber dem Einsatz der öffentlichen Gelder das Skigebiet nicht alleine fortführen. Plötzlich geht es doch und wenn es so oft von der ÖVP heißt „Gut, dass wir in Niederösterreich sind“, so hoffen wir auch, dass es darüber hinaus für 2023 gilt und dass das Land auch dann seine Verantwortung weiterhin wahrnimmt. Weiters haben Sie, Herr Landesrat Danninger, angekündigt, die Region rund um den Ötscher jetzt nicht im Stich zu lassen. Ja natürlich, das muss auch so sein. Zum Einen wurden hier finanzielle Mittel zugesagt – rund drei Millionen Euro, zum Anderen wurde auch eine „Taskforce“ eingerichtet. Der Ausbau zu einer Ganzjahresdestination ist dabei das Ziel. Nochmals: Wir werden jetzt hier auch sehr genau darauf achten, dass das Konzept hier für ein Ganzjahreserlebnisgebiet auch noch vor oder im Jahr 2022 das Ziel erreicht. Wichtig wird dabei sein, einen ordentlichen Prozess aufzusetzen und sowohl die Bevölkerung vor Ort bzw. der Region eben mitzunehmen und darüber hinaus müssen auch die politischen Entscheidungsträger in der Region – sprich die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen mitgenommen werden. Nur dann kann es funktionieren. (Beifall bei der SPÖ.) Das Land NÖ wird hier eine aktive Rolle einnehmen und von Haus aus klar sagen müssen, was in Zukunft möglich ist und was nicht. Wesentlich ist, ob und wie das Skigebiet, die Lifte am Ötscher dauerhaft gesichert werden können und ganzjährig für den Tourismus in der Region Erträge bringen werden. Bis 2022 muss ein schlüssiges Gesamtkonzept über Sommer- und Winterbetrieb von der „Taskforce“ am Tisch liegen und bereits erste Schritte auch in Umsetzung sein. Ziel muss es eben sein, diesen dauerhaften Fortbestand des Liftbetriebs und die ganzjährige Auslastung zu garantieren. Unseres Erachtens muss eben – wie gesagt – der Prozess Ende des kommenden Jahres abgeschlossen sein, damit bereits vor der Landtagswahl ganz klar ist, wo der Weg in der Region rund um den Ötscher hinführt. Das sind wir auch den Wählerinnen und Wählern in der Region schuldig, aber vor allem den Menschen vor Ort, den Kindern und Jugendlichen, die eine Zukunft in der Region haben sollen. Für einen Wahlkampf-Gag der ÖVP Niederösterreich eignet sich der Skiliftbetrieb am Ötscher keinesfalls. (Beifall bei der SPÖ.) Und wenn wir wieder zur Skifahrersprache zurückgehen – mein Kollege hat es angesprochen – sehr geehrte Frau Landeshauptfrau Mikl-Leitner und Sie Herr Landesrat Danninger, ich würde sagen: „Sie haben beim Skirennen am Ötscher fatal und peinlich eingefädelt hier gleich nach dem Start. Nach einer Schrecksekunde konnten die SPÖ und die FPÖ beim Zurücksteigen helfen. Wir sind nochmals an den Start gegangen und wir werden jetzt sehr genau darauf achten, dass das Konzept für ein Ganzjahreserlebnisgebiet auch 2022 noch das Ziel erreicht.“(Beifall bei der SPÖ.) Sehr geehrter Herr Landesrat Danninger, Sie haben in der letzten Presseaussendung auch gesagt, die Menschen sollen nun Solidarität mit der Region, mit dem Skigebiet zeigen. Wir könnten damit gleich anfangen. Sehr geehrter Herr Präsident, ich schlage einen Landtags-Skitag vor bzw. einen Wintersporttag in Lackenhof am Ötscher. Wie im Sommer, so könnte es auch im Winter einen „Landtag im Land“ geben. Wir waren im Sommer beim „Landtag im Land“ in Lunz am See im Haus der Wildnis. Beim Bürgermeisterinnentreffen waren wir in der Region in St. Anton an der Jeßnitz. In Gaming haben wir übernachtet – ein Naturjuwel, diese Region. Eine Tourismusregion, die den Menschen auch nachhaltig zugänglich bleiben muss. Lassen Sie mich an dieser Stelle die scheidende deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zitieren (liest:)„Lasst uns den Mut haben, die heißesten Kartoffeln in großer Fairness anzupacken.“ Das sind wir den Bewohnern und Bewohnerinnen in den Bezirken Scheibbs, Amstetten, Waidhofen an der Ybbs und Melk, den Skifahrern und Skifahrerinnen aus dem Mostviertel und darüber hinaus allen unseren Niederösterreichern und Niederösterreicherinnen auch schuldig. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und die Rettung unseres niederösterreichischen Skigebiets Lackenhof am Ötscher. (Abg. Windholz, MSc: Bravo! – Beifall bei der SPÖ.)
Abweichungen zwischen Text und Video möglich.
Zur Person
Kontaktdaten
- Wohnbezirk:
- Amstetten
- Klub/Fraktion:
- Klub der Sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Niederösterreichs
- Wahlpartei:
- Sozialdemokratische Partei Österreichs