Zusammenfassung
Redner
Auszug aus dem Sitzungsbericht
Präsident Mag. Wilfing (um 10.00 Uhr): Geschätzte Frau Freibauer! Liebe Hannelore! Tief trauernde Familie! Sehr verehrte Frau Landeshauptfrau! Werte Trauergemeinde! Tief erschüttert habe ich am 30. November bei meiner Fahrt zu „75 Jahre Gemeindebund“ erfahren, dass der große Niederösterreicher Edmund Freibauer von uns gegangen ist. Mir kamen spontan Worte in den Sinn, die ich als junger Mensch mit großer Ehrfurcht gelesen habe (liest:)„Hast du keine Angst vor dem Tod?“ fragt der kleine Prinz bei Antoine de Saint-Exupéry die Rose. „Aber nein“, entgegnet sie. „Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und all meine Kräfte eingesetzt soviel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zu dem, der sie gegeben und so will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen.“ Ich denke, dass das sehr treffend auf unseren Edmund Freibauer passt. Er hat geblüht und all seine Kräfte eingesetzt, soviel er konnte, für seine Familie, für sein Mistelbach, für unser Heimatland Niederösterreich. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt zu dem zurück, der sie gegeben und er hatte immer Achtung vor allen Menschen, eine hohe soziale Gesinnung, getragen von einem Menschenbild aus der katholischen Soziallehre, die ihm immer Richtschnur für sein Leben war und blieb. Wenn wir uns heute hier im Landtagsschiff an der Traisen von Edmund Freibauer verabschieden, dann sind wir an einem Ort, der immer mit seinem Namen verbunden bleiben wird. Wir haben hier am 18. Mai dieses Jahres eine Festsitzung anlässlich „25 Jahre Landtag in St. Pölten“ gefeiert und er saß mitten unter uns und ich habe dann mit ihm gesprochen und er hat gesagt, dass er sehr zufrieden darüber ist, wie sich das alles entwickelt hat und er kann auch zu Recht sehr zufrieden sein, denn er war es, der durch seine gewissenhafte und solide Finanzpolitik dafür sorgte, dass damals die Umsetzung des größten Bauvorhabens Mitteleuropas auf den Groschen genau – wie in der Kalkulation geplant – auch abgerechnet werden konnte und diese umsichtige Finanzierung des Vorhabens wurde sogar vom Rechnungshof in den höchsten Tönen gelobt. Daher ist es heute nicht nur eine Verpflichtung, sondern für mich eine Selbstverständlichkeit, dass wir in „seinem“ Landtag zusammenkommen, um diese große Persönlichkeit des Landes NÖ gemeinsam gebührend zu verabschieden. Dabei wollen wir vor allem „Danke“ sagen für einen Menschen, der unsagbar viel für unser Land und seine Mitmenschen getan hat, der mit seinen Aufgaben als Familienoberhaupt, als Pädagoge, als Politiker tiefe Spuren hinterlassen hat. Seit seinem 17. Lebensjahr hat er ununterbrochen politische Funktionen und Ämter bekleidet, war bis zuletzt ein hochpolitischer Mensch, im besten Sinne ein „Homo politicus“, auf dessen Gespräche ich mich mit ihm immer besonders freute. Ich hatte das Glück und auch die Ehre aus der gleichen Region zu stammen und konnte deshalb eine enge politische Beziehung mit ihm aufbauen. Diese Aufgabe, heute die Trauerrede für Edmund Freibauer zu halten, ist daher schmerzlich und gleichzeitig ehrenvoll und eine Aufgabe, deren ich mich gerne stelle auch aus einer besonderen persönlichen Beziehung heraus. Denn ich stehe hier nicht nur als Präsident des NÖ Landtages, sondern als ein politischer Weggefährte, in Wahrheit quasi als ein politischer Ziehsohn, der ihm in fast allen Funktionen, die er bekleidete, irgendwann einmal nachgefolgt ist. Was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, hat er in jüngsten Jahren kennengelernt. Er war knapp acht Jahre alt, 1937 geboren, als kurz nach Kriegsende sein Vater verstorben ist und er der Älteste von fünf Kindern war und schon als Kind gespürt hat, dass er jetzt auch mithelfen muss – meist durch Verzicht – dass seine Mutter diese Familie ernähren kann und dass dann später alle eine gediegene Ausbildung machen können. Dieses Übernehmen von Verantwortung hat ihn ein Leben lang begleitet und ist ihm auch eine Richtschnur für sein Leben geblieben. Er hat die Reifeprüfung mit Auszeichnung – lauter Sehr gut – am Bundesrealgymnasium Gänserndorf abgelegt und 1960 an der Universität Wien das Lehramtsstudium für Mathematik und Physik beendet. Er kam dann zuerst nach Wiener Neustadt als junger Lehrer und 1963 in „seine“ Stadt Mistelbach – er ist ja in der näheren Umgebung, in Ringelsdorf, aufgewachsen. Ich habe unzählige Gespräche mit Schülerinnen und Schülern von ihm geführt, weil ich ja oft darauf angesprochen wurde, und er galt immer als ein strenger, aber gerechter Lehrer, der hohe Wertschätzung immer erfuhr, weil er fördernd und fordernd gleichzeitig war. Und er hat dort nicht nur unterrichtet, sondern von 1967 bis 1977 auch als Personalvertreter gewirkt und dann 1977 „sein“ Bundesoberstufenrealgymnasium Mistelbach als Direktor übernommen und ist dieser Schule, die heute ein Bundesschulzentrum ist, mit mehreren Schultypen, bis zu seinem letzten Tag treu geblieben. Ihr wart bei jedem Schulfest, bei jedem Jubiläum, hattet immer eine besondere Zuwendung für und an diese Schule und er war immer mit Begeisterung dabei, wenn irgendwas an dieser Schule geschehen ist. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer, als Direktor, hat er sich auch sofort politisch engagiert. Schon 1966 wurde er Gemeinderat in Mistelbach und anschließend Stadtrat und Vizebürgermeister, 1975 dann zum Bürgermeister gewählt bis 1989 und er hat damit entscheidende Weichen gestellt, dass Mistelbach heute ein überregionales Zentrum für Wirtschaft, Handel, Bildung und Gesundheit ist und in vielem Vorbild für andere Städte dieser Größe, weil es ihm immer wichtig war „sein“ Mistelbach nach vorne zu bringen und die Menschen dabei mitzunehmen. Diese Zeit hat ihn mit Sicherheit stark geprägt, denn Kommunalpolitik – wie wir wissen – ist die beste Schule für einen Politiker. Es gibt einen direkten Kontakt mit den Menschen, mit all den Herausforderungen, mit all den Wünschen, mit all den Problemen und man muss sich täglich mit den Menschen beweisen und mit ihnen gemeinsam an Lösungen arbeiten. In seinem ersten Interview, das er 1992 als Landesrat für Finanzen, Wohnbauförderung und Raumordnung gegeben hat, hat er gesagt (liest:)„Die große Politik muss sich um die kleinen Leute kümmern.“ Aus seiner persönlichen Erfahrung her, aus ärmlichen Verhältnissen, wissend, dass man die Menschen begleiten muss in ihren schwierigen Stunden, war es eine der politischen Leitlinien für ihn für alle da zu sein, aber besonders für jene, die besonders Hilfe brauchen und das auch noch geprägt von einem tiefen Glauben. Er wurde 1979 in der Periode als Landtagsabgeordneter angelobt und es war fast schon vorausblickend, dass es der Tag der Budgetdebatte war, als er zum ersten Mal als Landtagsabgeordneter im Landtag wirkte. Auch hier war es ihm als Parlamentarier wichtig, über alle Grenzen hinweg, mit den anderen an den Sorgen der Menschen zu arbeiten und als ein großer Föderalist auch dafür zu sorgen, dass es den Ausgleich zwischen Gemeinden, Land, Bund und heute auch der Europäischen Union gibt und jene Einheit die Aufgaben zu erledigen hat, die das am besten kann. Aber auch die Stärkung des Verhältnisses Politik mit den Bürgerinnen und Bürgern war ihm immer ein besonderes Anliegen. Es ist kein Zufall, dass die große Reform des Landtagswahlrechts mit seiner Stärkung des Persönlichkeitswahlrechts durch die Vergabe von Vorzugstimmen und die Erhöhung von vier auf heute 21 Wahlkreise in seine Zeit als Klubobmann der Volkspartei Niederösterreich fiel. Als gelernter Mathematiker war er nicht nur Tüftler, sondern vor allem Problemlöser, etwas, was auch den damals frisch gewählten Landeshauptmann Erwin Pröll 1992 dazu bewog, ihn zum obersten Finanzpolitiker in unserem Heimatland Niederösterreich zu berufen. Es galt damals große Herausforderungen zu lösen. Die eingangs erwähnte Finanzierung des neuen Regierungsviertels mit dem Kulturbezirk, die Abschaffung der Landesumlage der Gemeinden, die Schaffung des NÖGUS zur Absicherung der Gesundheits- und Pflegefinanzierung und die Möglichkeit des leistbaren Wohnens in Niederösterreich noch zu verbessern. Gemäß seinem Grundsatz „Gutes Erhalten und Neues gestalten“ ging er hier oft neue Wege. Die Finanzierung der Landeshauptstadt St. Pölten erfolgte ohne Belastung des Landesbudgets durch Vermögensumschichtungen. Die Abschaffung der Landesumlage hat ihm zwar als Finanzreferent sicher auch große Sorgen bereitet, weil es das Landesbudget stark belastet hat, aber hier kam wieder seine persönliche Integrität zum Vorschein. Er hat immer gesagt, das was er als Gemeindevertreter gefordert hat, muss er auch als Finanzreferent umsetzen und hat sich für die Abschaffung dieser Landesumlage immer stark gemacht. Die Schaffung des NÖGUS zur besseren Steuerung der Finanzierung des Gesundheits- und Pflegebereiches war wiederum ein Ergebnis seiner Überzeugung im Miteinander und in der Zusammenarbeit Großes für unser Land und seine Menschen erreichen zu können, wie uns das auch – eine Generation nach ihm – bei der Schaffung der Landesgesundheitsagentur getragen hat. Das vierte große Projekt, das bis in die heutige Zeit reicht, war sicher die Neuaufstellung der Wohnbauförderung. Ein Modell, das auch „Freibauer-Modell“ genannt wurde, war damals vorbildhaft für den gesamten sozialen Wohnbau in Österreich. Sein Ziel war es einerseits mehr Wohnungen zu bauen und zu sanieren und andererseits durch höhere Förderungen dafür zu sorgen, dass sich auch Einkommensschwächere diese leisten konnten. Auch in seiner Zeit als Präsident des Landtages von 1998 bis 2008 hat er viele Spuren hinterlassen. Es war ihm immer wichtig den Landtag in die Bevölkerung hineinzutragen. Es wurde damals die Website des Landtages geschaffen und er war der erste Landtagspräsident, der ermöglicht hat, dass die Sitzungen im Internet übertragen werden und damit die Arbeit des Landtages für alle sicht- und hörbar wird. Dazu hat er damals eine Informationsoffensive für die Arbeit im Landtag gestartet und damals auch das erste Besucherzentrum geschaffen, das wir im heurigen Jahr wieder erneuert und attraktiviert haben. Und – in seiner Berufung als Pädagoge – war ihm vor allem auch wichtig, auch den Landtag für Jugendliche und für die Kinder zu öffnen. Bestrebungen, die seine Nachfolger, Landtagspräsident Hans Penz und ich, auch immer wieder aufgegriffen haben und weiterentwickelt haben. Aber: Zu Ende seiner politischen Karriere war ihm dann auch die Interessen der Senioren in Niederösterreich zu vertreten sehr wichtig und er war für viele Jahre Landesobmann des Seniorenbundes und hat sich auch hier wieder gerade als Sozialpolitiker sehr, sehr stark in den Pflegebereich eingebracht. Geschätzte Trauergäste! Wer Edmund Freibauer besser kennen durfte weiß, dass er jetzt sagen würde „Es reicht“, weil für ihn diese Verdienste nichts Besonderes, sondern eine Selbstverständlichkeit waren. In seinem letzten Satz, als er 2008 als Landtagspräsident abgetreten ist, hat er etwas gesagt, das ihn besonders charakterisiert und für ihn beispielgebend war. Sein letzter Satz hier war (liest:)„Es gibt nichts Schöneres als seinem Heimatland zu dienen.“ Doch bevor ich jetzt zum Ende komme, noch etwas, was mir besonders wichtig ist: Liebe Hannelore! Durch den Verlust meines Vaters im Vorjahr kann ich erahnen, welche Trauer, welcher Schmerz dich jetzt bewegt. Du hast dein ganzes Leben auf ihn und deine Töchter, deine Schwiegersöhne, deine Enkerl und Urenkerl ausgerichtet und dabei sicher sehr oft eigene Interessen zurückgesteckt. Sein hohes politisches und gesellschaftliches Engagement hat sicher oft dazu geführt, dass ihr alleine zu Hause wart und dennoch – und das habe ich immer bewundernd festgestellt – habe nie auch nur einen Funken von Unmut bei dir gesehen, sondern erkennbare Freude, hohe Empathie, wenn du ihn begleitet hast und bis ins hohe Alter an seiner Seite standst. Wenn wir uns gerade jetzt an seine Leistungen erinnern, die Edmund in seiner Zeit in Mistelbach als Landespolitiker umgesetzt hat, dann dürfen wir eines nie vergessen: Du warst seine Konstante, seine Sicherheit, sein Lebensmensch, den er dafür brauchte und ohne den das alles nicht möglich gewesen wäre. Daher dir, aber auch deinen Töchtern, deinen Schwiegersöhnen, euren Enkerln und Urenkerln ein aufrichtiges „Danke“ im Namen des Landes NÖ dafür. Wir verneigen uns heute vor Edmund Freibauer und sagen „Danke“ für all das, was er in Liebe und Aufopferung für unsere Heimat und seine Menschen geleistet hat. Ruhe in Frieden.
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